Tierrechtsreihe Teil 5 – Über Futtermäuse und Qualzuchten

Wie im letzten Teil versprochen, geht es hier mit einer Zusammenfassung weiter, was zur Qualzucht bei Hamstern, Meerschweinchen und Vielzitzenmäusen zählt. Am Schluss des Beitrags möchte ich euch etwas über den rechtlichen Aspekt der Futtermauszucht erklären und warum der Nagerschutz in der Regel keine Futtermäuse „rettet“. Also bleibt dabei oder scrollt herunter, wenn ihr schon genug von Qualzuchten habt.

Qualzuchten bei Vielzitzenmäusen

Bei Vielzitzenmäusen ist mir bisher keine Qualzucht bekannt. Nach meiner Überlegung liegt dies jedoch vermutlich eher daran, dass sich diese Mäuseart immer noch keiner großen Beliebtheit erfreut. So finden sich auch weniger Züchter, die bestimmte Farbschläge züchten und auf genetische Kombinationen treffen können, die keine gesunden Nachkommen hervorbringen. Ich schreibe hier viel von Qualzuchten in den letzten beiden Artikeln. Doch bitte ich zu bedenken, dass viele seriöse Züchter mit genetischem Wissen, diese genetischen Kombination mit ungesunden Nachkommen genau dokumentiert haben und dieses Wissen geteilt haben, damit nicht „versehntlich“ weiter in diese Richtung gezüchtet wird.

Leider finden sich jedoch immer und immer wieder „Liebhaber-“ und „Hobbyzüchter“, die genau auf solche Merkmale züchten und sich ihren Nachwuchs nicht genauer anschauen oder sogar beratungsresistent sind und jegliche Informationen abblocken. Möchtet ihr genauer recherchieren, bekommt ihr sogar die Gene, welche zu Qualzuchten führen, genau genannt.
Bitte erwerb keine Tiere, die zu den Qualzuchten zählen, bei Züchtern, Vermehren, Hobbynasen oder Liebhabern. Solange diese Tiere als besonders schön angesehen werden, werden sie bei solchen „Züchtern“ weiter vermehrt und verkauft. Orange ist meine persönliche Lieblingsfarbe und dennoch würde ich niemals eine orange/rote Farbmaus erwerben. Natürlich können diese Tiere nichts dafür und du solltest sie nicht einfach einschläfern und ihnen das Leben, welches Sie noch haben können, nehmen. Das ein oder andere Tier kann ganz gut mit seinem/ihrem Handicap leben und du kannst ihnen das Leben noch so schön wie möglich machen. Bedenke bitte bei jedem Kauf eines Tieres, ob du es sein ganzes Leben lang versorgen kannst und auch in Krankheit sowie schlechten Zeiten zu ihm stehst.

Qualzuchten bei Hamstern

  • Aufgepasst bei Satin/Siam- hamstern

Schaut euch bei Satin/Siam-hamstern unbedingt die Elterntiere an. Hamster mit einem solchen Fell, sollten Eltentiere mit „normalem“ Fell besitzen. Werden zwei Satin/Siam-hamster miteinander verpaart, erhalten die Jungtiere ein sehr dünnes Deckhaar.

  • gescheckte siamesische Streifenhamster

Viele dieser Jungtiere sterben im Mutterleib und es kommt nur zu kleinen Würfen. Dies jedoch nicht, da nur wenige Nachkommen zu stande kommen, sondern weil die verstorbenen Föten im Mutterleib resorbiert werden. Hier entsteht wieder eine ähnliche Streitfrage wie zur Abtreibung beim Menschen, die dazu führt ob diese Art als Qualzucht angesehen wird oder nicht. Diese Entscheidung überlasse ich dir als Leser.

  • gescheckte campbell Zwerghamster

Auch hier ist es wichtig sich die Elterntiere anzuschauen. Reinerbige gescheckte Zwerghamster besitzen oft keine Augen oder sehr kleine Augen. Beide haben nur eine kurze Lebenspanne.

  • Goldhamster mit weißem Bauch

Ich wiederhole mich: Hier haben ebenfalls die reinerbigen Nachkommen oft kein gutes Leben. Viele Jungtiere kommen auch hier ohne Augen zur Welt.

Qualzuchten bei Meerschweinchen

  • Nacktmeerschweinchen (Baldwins & Skinny)
Beide Formen besitzen kein schützendes Fell. Baldwins, besitzen jedoch im Gegenzug zu Skinnys auch keine Tasthaare und Wimpern. Dies führt dazu, dass die Tiere in ihrer Orientierung stark eingeschränkt sind. Zudem besitzen beide Formen ein sehr schlechtes Immunsystem. Ursprünglich wurde diese Form im Labor gezüchtet und für die Forschung genutzt, um Medikamente für Immunschwache zu testen. Logischerweise haben diese Tiere es deutlich schwerer im Leben als ihre Artgenossen. Finden jedoch leider auch Liebhaber unter Haustierhaltern und werden deshalb immer wieder explizit für diese gezüchtet.
 
  • Dalamtiner/Schimmel- Meerschweinchen

Diese Farbvarianten sind mit einem sogenannten Lethalgen behaftet. Werden diese Farbvarianten miteinander oder mit der selben Farbvariante verpaart, kommen 25% der Nachkommen mit sehr schweren Missbildungen Tod zur Welt. Überlebende Nachkommen versterben frühzeitig und kommen oft blind und zahnlos zur Welt. Sowohl bei der Geburt, als auch bei der Schwangerschaft kann das Muttertier versterben.

  • Satinmeerschweinchen

Solche Meerschweinchen leiden sehr häufig im Laufe ihres Lebens an Osteodystrophie. Dies bedeutet, dass ihr Körper unfähig ist Mineralstoffe in ausreichender Menge im Knochen zu speichern. Dies führt dazu, dass sich die Knochen verformen und brüchig werden. Die Erkrankung können sie bei der Adoption nicht erkennen. Viel mehr unterstützt du beim Erwerb die Vermehrung von „Zeitbomben“. Meerschweinchen können 6-8 Jahre alt werden und in dieser Zeit kannst du dich auf den Ausbruch der Erkrankung einstellen oder hoffen, dass du einer der wenihen nicht betroffenen bist. 

 

Futtermäuse

Futtermäuse. Ein weit umstrittenes Thema. Mir wurde als Kind damals sogar gesagt, dass Albino Farbmäuse gar keine Farbmäuse, sondern Futtermäuse sind. Farbmäuse waren natürlich Haustiere und kein Futter. Tatsache ist, jede Maus kann als Futtermaus „verwendet“ und gezüchtet werden. Doch den Gedankengang, warum wir die einen Tiere lieben und die anderen verfüttern, kann man noch viel weiter führen. Warum trainieren wir Hunde, obwohl längst bewiesen ist, dass Schweine intelligenter sind? Warum wird das eine Tier geliebt und das andere gegessen? Das sind Fragen, die sich jeder schon einmal gestellt haben sollte. Doch hier geht es um Futtermäuse. Je mehr du liest, desto mehr wirst du verstehen, warum der Nagerschutz e.V. in der Regel keine Futtermäuse „rettet“.
 
 
Dürfen Schlangenhalter Mäuse lebend verfüttern?
 
Ganz klar. Ja, sie dürfen! Suchst du ein wenig im Internet findest du mehrere Präzedenzfälle, in denen Schlangenhalter vor Gericht standen und recht bekamen.
 
Warum ?

Auch die Schlange ist ein fühlendes Lebewesen und ist durch das Tierschutzgesetz geschützt.

 


Paragraf 17 des Tierschutzgetzes:

„Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer

 1. ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet

oder  2. einem Wirbeltier

  • a)
  • aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden oder
  • b)
  • länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.“

Paragraf 18 des Tierschutzgesetzes Abschnitt 1:

„Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig


1.

einem Wirbeltier, das er hält, betreut oder zu betreuen hat, ohne vernünftigen Grund erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügt.“

Nicht jede Schlange frisst tote Mäuse. Zum Teil besteht dieses Problem, da leider immer wieder wild gefangene Schlangen gesetzwidrig in Deutschland eingeführt und verkauft werden. Doch auch in Menschenhand geborene Schlangen können totes Futter verweigern. Dies ist auch nur natürlich. Schlangen erbeuten ihre Nahrung in der Wildnis selbst. Sie sind keine Aasfresser. Ihr Instinkt verhindert das Fressen eines toten Körpers. Schließlich war dieser mal lebendig und wird eventuell an einer ansteckenden Krankheit etc. verstorben sein. Ohne lebendige Nahrung würden solche Schlangen qualvoll verhungern. Jemandem, der seine Schlange lebende Mäuse füttert, kann vom Richter vorgeschrieben bekommen, dass er auf Totfutter umstellt. Sollte die Schlange das tote Futter nicht annehmen, darf er jedoch wieder lebende Mäuse füttern. Auch dürfte er Mäuse selbst züchten und töten, wenn er dies sachgerecht tut und diese Tod verfüttern.

Auch eine tiefgefrorene Maus hat einmal gelebt!

Keiner möchte so genau wissen, wo seine Mäuse „sauber“ getötet und eingefroren wurden, bevor sie an die Schlange kommen. Von 22 Cent pro Babymaus bis zu 1,50€ pro ausgewachsenen Frostmaus kann nicht viel Geld für die „Herstellung“ aufgewendet werden, wenn auch noch Gewinn gemacht werden möchte.
 
Nehmen wir einmal die Basismischung Farbmausfutter, die ich hier fütter:
1000 g kosten 7,29€
Eine Maus frisst c.a einen Teelöffel pro Tag, dieser entspricht. 4g laut meiner Waage.
4 Wochen braucht eine Farbmaus bis sie geschlechtsreif ist. Bis sie auf 30 g sind (ausgewachsene Maus) kann es je nach Maus 6-8 Wochen oder länger dauern.
6 Wochen = 168 g Futter für diese Maus
168 g Futter = 1,22€ (Produktionskosten)
 
Hier sind keine Späne, keine Eiweißfutter, keine Tierarztkosten, keine Stromkosten für den Tiefkühlbereich und auch kein Lohn für den Arbeitnehmer enthalten.
Wie ihr euch denken könnt, haben diese schön abgepackten und human getöteten Mäuse kein schönes Leben hinter sich. Denn ohne Massenzucht und Massentierhaltung lässt sich bei diesen Preisen kein Gewinn eintreiben. Hier ist die Maus kein Lebewesen, sondern ein Produkt! Dieses muss sich schnell vermehren und schnell wachsen, um auf den Markt zu kommen und dies möglichst billig.
Böckchen in Einzelhaft halten oder kastrieren? Sicher trifft keins von beiden zu. So ist nun einmal die Realität. Es ist ein Geschäft.
 

Auch unter Schlangenhaltern gibt es Tierschützer!

Manch einen mag es wundern, aber auch unter Schlangenhaltern findet man richtig gute Menschen. Ich kenne selbst einen solch guten Menschen persönlich. Er erzählte mir, dass er zunächst mit einer Schlange und dem typischen Frostmäusen begonnen hat. In einem Forum für Schlangenhalter bekam er immer wieder die Information, dass viele ihre Mäuse selbst züchteten. Nicht um diese günstiger zu bekommen und auch im Notfall Nachschub zu bekommen, sondern um ihre Schlangen gesünder zu halten. Sowohl Frostmäuse als auch Futterinsekten werden öfter als leer bezeichnet. Damit ist gemeint, dass sie wenige Nährstoffe haben durch das schlechte Futter oder auch im Falle der Insekten manchmal über längere Zeitz gar kein Futter, weshalb immer wieder empfohlen wird, gekaufte Futterinsekten vor dem verfüttern erst einmal selbst zu füttern. Damit sie nicht nur Geschmack, sondern auch Inhalt haben. So sieht es eben auch mit Frostmäusen aus. Mein toller Schlangenmensch begann jedoch erst mit der eigenen Haltung von Mäusen, nachdem er eine wild gefangene Schlange aus privaten Händen übernommen hatte. Die Halter wollten die Schlange schnellstmöglich loswerden, da sie keine toten Mäuse fraß und sie auf keinen Fall lebende Mäuse füttern wollten.

So zog die stark unterernährte Schlange ein und wurde zunächst mit gekauften lebenden Futtermäusen von einem Hobbyzüchter gefüttert. Schnell wurde jedoch klar. Es musste ein vernünftiges Gehege her, indem die Mäuse bis zum verfüttern leben können und schon kamen die ersten Probleme. Manche Mäuse verstanden sich nicht und bissen sich gegenseitig blutig. Der Verkäufer ist wenig hilfreich Mäusehalter sind oft nicht gut zu sprechen auf Schlangenhalter … Wo also jetzt Informationen über die Mäuse hernehmen? Haltungstipps bekommen, Verhaltensprobleme klären? Nach gründlicher Recherche wurde also die eigene Mäusezucht begonnen in großen, abwechslungsreichen Gehegen. Verschiedenes Streu wird getestet, um die stinkenden Böckchen so geruchsneutral wie möglich zu halten etc. Über die Jahre hinweg hat sich dieser Schlangenhalter ein großes Wissen über Farbmäuse angeeignet und sogar ein Netzwerk zwischen verschiedenen Schlangenhaltern, die ebenfalls Futtermäuse halten, aufgebaut, um auch wieder frisches Blut in die Zucht einzubringen.

Mittlerweile gibt es ein eigenes Zimmer für die Schlangen, die hauptsächlich von verzweifelten Personen übernommen wurden und ein eigenes Zimmer für die Mäuschen.
 
Natürlich ist auch das oft nicht die Regel. Schwarze Schafe gibt es überall. Mit Projekt Biomaus begann eins der bekanntesten Aufklärungsprogramme für Schlangenhalter, die ihre Mäuse selber züchten und artgerecht halten möchten. Auch wir unterstützen das Projekt Biomaus und klären gerne auch Schlangenhalter auf, wie sie ihre Mäuse besser halten können und ihnen ein zwar kurzes, aber schönes Leben schenken können.

Futtermäuse "freikaufen"

Futtermäuse freikaufen ist lieb gemeint, aber nicht gut überdacht. Es rettet natürlich genau die Maus, die du vielleicht gesehen hast und retten möchtest. Doch es beendet das Problem nicht! Schlecht gehaltene Futtermäuse aus Zoohandlungen oder privaten Zuchten werden immer wieder freigekauft. Dass man die armen Tiere retten möchte, ist natürlich verständlich. Doch man bewirkt genau das Gegenteil. Denn solange solche Mäuse gekauft werden, ist die Nachfrage vorhanden. Der Verkäufer verdient weiterhin Geld mit den Tieren und solange er dies tut, wird er mit großer Wahrscheinlichkeit weiter machen. Manch einer nutzt sogar das Leid der Tiere als Druckmittel, um diese verkaufen zu können. Auf jeden verkauften Wurf folgt ein neuer Wurf. Es ist ein Teufelskreis. Unterstütze so etwas bitte nicht finanziell.

Ob deine Futtermauszucht eine Qualzucht ist oder nicht bestimmst du allein!

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