Allgemeine Informationen

Herkunft

Degus sind kleine Nagetiere, die in freier Wildbahn ausschließlich in den Anden Mittelchiles vorkommen. Sie zählen zu den Meerschweinchenverwandten und werden häufig mit den ebenfalls in Chile heimischen Chinchillas verwechselt.

Anfang des 20. Jahrhunderts verzeichnete man in Chile noch vier verschiedene Arten der Octodontidae (heißt übersetzt Achtzahner, aufgrund der ungewöhnlichen Form in der Kaufläche ihrer Backenzähne):

  • den Pazifikdegu (Octodon pacificus),
  • den Küstendegu (Octodon lunatus),
  • den Walddegu (Octodon bridgesi), der etwas größer ist als die anderen Arten, und
  • den Gewöhnlichen Degu (Octodon degus), der am weitesten verbreitet ist und den wir als Heimtier kennen.

Die chilenischen Bauern empfinden die kleinen Nager als Schädlinge, da sie die Ernte fressen und Tunnel unter die Felder graben. Da Degus zu den häufigsten Säugetieren Chiles gehören, können sie in der Masse auf diese Weise schon einiges an Schäden verursachen.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Degus erstmals als Labortiere gefangen und galten für einige Zeit dann als die Versuchstiere in US-amerikanischen Diabeteslabors, da man sie aufgrund ihrer kargen natürlichen Ernährungsweise für die perfekten Versuchsobjekte hielt, um Medikamente gegen die Zuckerkrankheit zu erforschen. Da sich Degus recht langsam vermehren und ihre Haltung einige Kenntnisse erfordert, stellte man die Laborversuche mit ihnen jedoch relativ schnell wieder ein.

Stattdessen wurden sie zu immer beliebteren Heimtieren. Ihr possierliches Äußeres und ihr faszinierendes Sozialverhalten taten ihr Übriges. Anders als Ratten, mit denen sie eine gewisse Ähnlichkeit haben, erfreut ihre für Kleinnager erstaunlich lange Lebenserwartung (durchschnittlich 4 – 7 Jahre) ihre Besitzer.

Steckbrief

Wissenschaftl. Name: Octodon degus
Ordnung: Rodentia (Nagetiere)
Herkunft: Chile (Südamerika)
Größe: Körper ca. 15 cm, Schwanz ca. 12 cm
Fellfarbe: agouti (wildfarben), braun-schwarz meliert, mit beiger Unterseite) Mittlerweile gibt es auch Tiere in Sonderfarben, diese stammen jedoch meist aus bewusster Vermehrung ohne genauere Kenntnis über die Genetik der Tiere

  • blau (silbrig-bläulich schimmerndes Deckhaar, die Braun-Anteile fehlen)
  • sand (gelblich-sandfarbenes Deckhaar, die dunklen Farbanteile fehlen)
  • gescheckt (mehr oder weniger große weiße Stellen im Fell)
  • schwarz
Lebenserwartung: durchschnittlich 4 – 7 Jahre, wildlebend ca. 1 – 3 Jahre
Geschlechtsreife: Weibchen ab ca. 6 Wochen, Männchen ab ca. 10 Wochen
Tragzeit: 85 – 93 Tage
Wurfgröße: bis zu 12 Jungtiere
Säugezeit: bis zu 6 Wochen
Haltung: keinesfalls alleine!
Mindestmaße Käfig: empfohlen werden 150 x 50 x 150 cm für 4 Tiere, Mindestlänge 120 cm, viel Lauffläche mit Volletagen
Käfigeinrichtung: Versteck- und Buddelmöglichkeiten, Sandbad, kein Plastik!

Geschlechterunterscheidung

Die Bestimmung der Geschlechter erfolgt anhand der Größe und Position des Harnzapfens.


Abbildung 1 – Weibchen
Bei Weibchen ist dieser klein und liegt nur wenige Millimeter vom Anus entfernt. Bei manchen Weibchen kann man dazwischen eine kleine Querfalte erkennen, dies ist der Scheideneingang.

Abbildung 1 – Männchen
Bei Männchen ist der Harnzapfen deutlich größer, ebenso beträgt der Abstand zwischen Zapfen und Anus etwa 10 mm. Dazwischen erkennt man in der Regel recht gut eine Längsfalte.

Farben

In der Natur leben fast ausschließlich Degus mit agoutifarbenem (rötlichbraunen) Fell. Damit sind sie in ihrem natürlichen Habitat perfekt getarnt und werden von Fressfeinden nicht so leicht erspäht.

Seitdem sie immer häufiger in der Heimtierhaltung auftauchen, haben sich jedoch neben den wildfarbenen Tieren auch Farbvariationen wie blau, sandfarben, schwarz und gescheckt entwickelt. Diesen Tieren fehlen Pigmente im Fell, weshalb sie in freier Wildbahn nicht lange überleben würden. In der Heimtierhaltung werden sie jedoch gerade gern als etwas Besonderes vermehrt und für ihre Anschaffung werden bis zu dreistellige Summen fällig.

Da diese Tiere häufig durch die unkontrollierte Verpaarung direkt verwandter oder nicht gesunder Tiere entstehen, muss man leider davon ausgehen, dass sie nicht so robust sind wie ihre wildfarbenen Geschwister.

Qualzuchten

Leider scheuen die Vermehrer und selbsternannten Züchter auch bei Degus nicht davon zurück, sich auszuprobieren. Unlängst wurde über die ersten Rex- und Nacktdegus aus einer „Zucht“ in Tschechien berichtet.

https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=701057913772745&id=448673492344523

Allerdings war das Echo der deutschsprachigen Degu-Community, auch der selbsternannten Züchter, durchweg so negativ, dass man hoffen darf, dass sich diese neuen Erscheinungsbilder nicht durchsetzen. Hoffen wir, dass dem so bleibt und auch der Trend zu den Farbzuchten rückläufig wird!

Eignung

Degus haben eine faszinierende Sozialstruktur innerhalb ihrer Gruppen. Sie haben alle ihren eigenen Kopf und deswegen kann man ihre Reaktionen auf ungewohnte Situationen nur schwer einschätzen. Wenn sie sich erschrecken oder Angst haben, können sie kräftig zubeißen und nicht zu unterschätzende Verletzungen verursachen. Deswegen sind sie keinesfalls für Kinder geeignet.

Degus kuscheln zwar gern untereinander, die wenigsten lassen sich jedoch vom Menschen knuddeln. Überhaupt mögen viele Degus es nicht wirklich, angefasst zu werden. Das sollte man ihnen auch zugestehen und sich andere Wege überlegen, wie man sie dennoch händeln kann.

Da Degus in ihrer Gruppe die meiste Zeit untereinander verbringen, sind sie nicht zwingend auf Entertainment durch ihre Besitzer angewiesen. Auch die Käfigreinigung sollte im Sinne der Tiere nicht häufiger als etwa alle 4 – 6 Wochen erfolgen. Dies hängt jedoch von der Größe des jeweiligen Käfigs ab.

Da Degus in der Regel sehr pflegeleicht sind, sind sie gut als Beobachtungstiere für berufstätige Erwachsene geeignet.