Haltung

HALTUNG

  • Gruppenkonstellationen
  • Beschäftigung
  • Auslauf
  • Reinigung
  • Pflege
  • Hochnehmen

Gruppenkonstellationen


Niemals alleine!! Drei und mehr Artgenossen bilden eine lebendige Gemeinschaft.
Meerschweinchen sind sehr gesellige Tiere die in freier Wildbahn in großen Kolonien, sogenannten Sippen, leben. Sie bestehen aus mehreren kleinen Familien von drei bis fünfzehn Tieren. Meerschweinchen brauchen immer Artgenossen zum miteinander „muigen“, zusammen fressen, schlafen und ihren Spieltrieb ausleben. Die Gruppe gibt ihnen Sicherheit. In den Anden erkunden sie gemeinsam die Umgebung und gehen auf Futtersuche. Außerdem sind verschiedene Meerschweinchen unterschiedlichen Alters an der Erziehung der Jungtiere beteiligt. Sie bieten untereinander Schutz und die Vermittlung meerschweinchentypischen Verhaltens.



  • Ein Einzeltier verkümmert
  • 2 Meerschweinchen sind möglich, aber irgendwann ist nicht genügend Kontaktstimulation vorhanden.
  • Ideale Gruppengröße 3 Meerschweinchen (Kastrat plus Weibchen)
  • Meerschweinchen sind aktiver, animieren sich gegenseitig.
  • Lebendigkeit
  • Der Mensch oder z. B. ein Kaninchen können einem Meerschweinchen niemals den Artgenossen ersetzen!



Harem
Diese Gruppenzusammenstellung hat sich in der Meerschweinchenhaltung bewährt. Das heißt, ein Kastrat und mehrere Weibchen bilden eine harmonische, lebendige Gruppe. Ein Kastrat schlichtet hierbei Streitigkeiten zwischen den Weibchen und versucht sogar, sie zu beschützen, frisst und schläft neben ihnen.
In einem Harem sind der Gruppengröße keine Grenzen gesetzt. Meist ist die Gruppe ab einer Größe von 5 -6 Tieren aktiver und auch schüchterne Meerschweinchen trauen sich in der Gruppe mehr zu. Allerdings ist es manchmal möglich, dass sich bei größeren Gruppen Untergruppen bilden.
Der Bock sollte ein etwa gleichaltriges Weibchen in seiner Gruppe haben. Weitere gleichaltrige oder jüngere Weibchen können oftmals problemlos dazu vergesellschaftet werden.

Bockhaltung
Die reine Bockhaltung ist aufwendig und sollte von Laien grundsätzlich nicht versucht werden. Bei dieser Haltung sollte immer eine gerade Anzahl an Böckchen vorhanden sein, da es sonst zu Beißereien und Ausschluss eines Tieres kommt. Auch benötigen die Böcke sehr viel Platz, um sich bei Streitigkeiten und Rangordnungsproblemen aus dem Weg zu gehen. Eine Grundfläche (ohne Ebenen) von mindestens 1 qm pro Bock muss eingehalten werden, besser natürlich mehr. Die Gehegetiefe sollte mind. 70 cm betragen. So haben sie genug Platz, um mit Abstand aneinander vorbei zu gehen. Etagenbauten eignen sich in der reinen Bockhaltung nicht, da Rampen häufig besetzt werden oder es bei zu engen Etagen sofort zu Streitigkeiten kommt. Auch sind Unterschlüpfe wie Häuser ein Problemthema in der Bockhaltung. Wichtig sind bei Unterschlüpfen mind. 2 Eingänge (besser mehr), da sonst das rangniedrigere Tier in die Ecke gedrängt werden kann. Es ist wichtig, mehrere Futterstellen (Näpfe, Tränken, Heuraufen) zu besitzen, damit nicht einem Tier die Nahrungsaufnahme verwehrt wird.
Weibchen sollten besser nicht im gleichen Raum oder neben der Bockgruppe gehalten werden. Schon der Geruch der Weibchen kann in der Bockgruppe zu Streit führen.
Es ist immer wieder möglich, dass ein oder mehrere Tiere von der Gruppe ausgeschlossen werden. Genau hier sollte die Möglichkeit bestehen, auch zwei getrennte Gruppen halten zu können.

Gemischte Gruppe
Die gemischtgeschlechtliche Haltung sollte auch nur von erfahrenen Haltern durchgeführt werden. In dieser Haltung leben mehrere Männchen mit mehreren Weibchen zusammen. Hier sollte die Anzahl der Weibchen überwiegen, d.h. am besten 3x so viele Weibchen wie Männchen. Wichtig ist auch hierbei ein gut strukturiertes und sehr großes Gehege. Hier gelten die gleichen Haltungsbedingungen wie in der reinen Bockhaltung.
Erwachsene Böcke sollten nicht in eine bestehende Gruppe integriert werden, da es häufig zu massiven Rangstreitigkeiten kommt.

Weibchengruppe
Eine reine Weibchengruppe ist auch möglich. So übernimmt ein Weibchen in der Gruppe die Aufgabe des ranghöheren Tieres (in dem Fall die des Kastraten). Die mögliche Anzahl der Weibchen in einer Gruppe ist unbegrenzt. Häufig sind allerdings reine Weibchengruppen unruhiger. Kommt es zu Schwierigkeiten sollte ein Kastrat die Gruppe ergänzen und mit dazu vergesellschaftet werden.
Oft ist es aber leider so, dass ein ranghohes Weibchen (das schon Jahre in der reinen Weibchengruppe lebt), einen Bock nicht mehr akzeptiert und es zu Rangstreitigkeiten kommt.

Beschäftigung

Mit einfachen Mitteln lassen sich schnell artgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten herstellen. Hier ein paar Ideen:

  • Papp-Heurolle: Papprolle von der Haushaltsrolle mit Löchern versehen, Kräuter und Heu einfüllen.
  • Heu-Wühl-Tüte: In eine Pappiertüte Heu oder Kräuter einfüllen.




  • Heu-Socke: Eine Socke mit Heu oder Kräutern füllen, mit Paketband (Naturband) zubinden, das unversehrte Ende etwas aufschneiden und im Gehege aufhängen.
  • Die Unterstände und Häuser mit verschiedenen Zweigen bedecken, damit die Meerschweinchen sich bewegen und danach strecken müssen.
  • Kriechendes Schönpolster (bekannt als Golliwoog, hat oft auch andere Bezeichnungen)
  • Heu-Karton: Großer Pappkarton mit 4 eingeschnittenen Öffnungen, diesen mit Heu und Trockenkräutern füllen.
  • Intelligenzspielzeuge: Mittlerweile gibt es im Handel diverse Intelligenzspielzeuge mit denen die Meerschweinchen sich ihre Leckerchen erarbeiten müssen. Achte unbedingt darauf dass das Material verträglich ist falls die Tiere es anknabbern.


Auslauf

Zusätzlich zum Gehege solltest Du Deinen Meerschweinchen täglichen Auslauf (mindestens 1 Stunde, z.B. in der Wohnung) anbieten. Achte darauf, dass Deine Meerschweinchen beim Auslauf keine Kabel, Zimmerpflanzen und andere giftige Sachen annagen können. Den Auslauf kannst Du mit Pappkartons und Spielen interessant gestalten.

Reinigung

Innenhaltung
Das Gehege und die Einrichtung müssen einmal die Woche gründlich und komplett gereinigt werden. Bevorzugte Schlafplätze und Urinstellen sollten täglich gereinigt, das Streu ausgewechselt werden. Das komplette Gehege sollte bei der Reinigung einmal gründlich ausgewaschen werden. Dazu kannst Du einfach heißes Wasser und einen Schwamm verwenden. Bei starker Verschmutzung hat sich Essigessenz bewährt. Einfach die Stellen einweichen und dann mit einem Schwamm ablösen. Anschließend muss das Gehege gründlich mit heißem Wasser ausgespült werden.

Außenhaltung
In der Außenhaltung muss noch regelmäßiger gereinigt werden als in der Innenhaltung.
Besonders im Winter müssen feuchte Stellen täglich gereinigt werden. Dick eingestreutes Stroh muss regelmäßig ausgetauscht werden, da es bei Feuchtigkeit schnell schimmelt. Eventuell eingefrorenes Frischfutter muss mehrmals täglich entfernt werden.
Im Sommer kann es durch eine zu starke Verschmutzung zu einem Fliegenmadenbefall oder Befall mit anderen Parasiten kommen.
In der Außenhaltung wird wöchentlich die Schutzhütte/Stall einmal gründlich ausgewaschen. Dazu kannst Du einfach heißes Wasser und einen Schwamm verwenden. Bei starker Verschmutzung hat sich Essigessenz bewährt. Einfach die Stellen einweichen und dann mit einem Schwamm ablösen. Anschließend muss das Gehege gründlich mit heißem Wasser ausgespült werden.
Der Mulch an bevorzugten Liegestellen muss ausgewechselt werden, ggf. Steine mit heißem Wasser von Kot befreien. Futterreste entfernen.

Trinkflasche, Wasser- und Futternapf müssen täglich gereinigt werden. Zum Säubern der Trinkflasche wird eine einfache Flaschenbürste verwendet. Die Röhrchen der Flasche müssen ebenfalls regelmäßig gereinigt werden. Diese lassen sich gut in heißem Wasser bzw. Essigwasser über Nacht einweichen. Wasser- und Futternapf kann in der Spülmaschine oder per Hand gereinigt werden.

Pflege

Fell
Langhaarige Meerschweinchen benötigen regelmäßige Fellpflege. Das heißt, das Fell muss gekürzt werden. Damit die Meerschweinchen sich normal bewegen und auch selber putzen können, wäre ein kompletter Kurzhaarschnitt sinnvoll. Das Fell sollte niemals länger als 1 cm über dem Boden hängen. Gerade am Hinterteil sollte immer kurz geschnitten werden, da durch Ausscheidungen das Fell sehr schnell verschmutzen kann. Im Sommer wärmen die langen Haare und führen häufig dazu, dass langhaarige Tiere überhitzen.
Die Haare werden mit einer guten Schere auf etwa 3 – 4 cm Länge gekürzt. Im Gesicht wird das Fell nicht gekürzt, denn dort besitzen Meerschweinchen Tasthaare.
Meerschweinchen müssen nicht gebürstet werden!

Krallen- und Ballenpflege
Die Krallenpflege und -kontrolle in der Haltung von Meerschweinchen ist ein wichtiger Punkt und gehört bei jedem Meerschweinchen zur notwendigen Pflege.
Die Krallen von Meerschweinchen nutzen sich bei naturnaher Lebensweise und ausreichend Bewegungsmöglichkeiten meist von selbst ab. Dabei helfen Mulch, Ebenen/Häuser aus Holz, Kork und Stein, Heuraufen aus Holz oder Stein (Ytong). Steine/Steinplatten im Gehege sind ebenfalls hilfreich.
Bei älteren Tieren nutzen sich die Krallen manchmal nicht mehr genügend ab, so dass diese regelmäßig geschnitten werden müssen.
Eine wöchentliche Kontrolle der Krallen ist notwendig. Zu lange oder sogar eingerollte Krallen (Korkenzieherkrallen), bei denen es zu Veränderungen der Form kommt und die Zehen sich verdrehen, führen zu einer Verkrüppelung der Zehen. Dies führt zwangsläufig zu lebenslangen Fehlstellungen und Bewegungseinschränkungen.
Um dies zu verhindern, ist eine Krallenpflege, also der Schneiden der Krallen, notwendig. Der Schnitt erfolgt ca.1-2mm vor Beginn der Blutgefäße. Leicht ist dies bei hellen Krallen zu sehen, da ist die rosa Ader gut erkennbar.
Bei den stark gebogenen Krallen ist oftmals das erste Stückchen noch gerade und die Stelle, wo der Bogen beginnt, ist das Ende der Krallensohle. Dies ist die Schnittstelle.
Wenn das Meerschweinchen verschieden gefärbte Krallen hat, fängt man immer mit der hellen an und richtet sich dann nach dieser Länge. Es gibt auch durchweg schwarze Pfoten und Krallen, hier ist das Krallenschneiden schwieriger. Auch hier kann man sich nach dem Bogen richten oder es wird von unten mit einer Taschenlampe geleuchtet, um die Gefäße sichtbar zu machen. Gerade im Punkt dunkle Krallen sollten besser nur wenige Millimeter abgeschnitten werden, nicht dass es zu einer Verletzung der Gefäße kommt.
Ganz wichtig ist auch die Schnittführung. Die Kralle muss in einer natürlichen Stellung geschnitten werden. Das heißt, es wird schräg geschnitten. Die Unterseite der Kralle ist kurz und die Oberseite ist länger, damit diese beim Laufen als erstes den Boden berührt.
Lasse Dir die Krallenpflege beim Check-up von Deinem Tierarzt oder erfahrenen Meerschweinchenhaltern zeigen.
Der Fußballen der Meerschweinchen sollte regelmäßig genauer untersucht werden. Es gibt Veränderungen wie z.B. Hornhautwachstum und rissige Ballen, die einer Behandlung bedürfen. Lasse Dir von einem Tierarzt oder erfahrenen Halter zeigen, wie diese entfernt und gepflegt werden.

Hochnehmen

Zum Meerschweinchen-TÜV musst Du das Tier hochnehmen, stütze alle vier Beinchen mit den Händen ab, trage das Meerschweinchen mit beiden Händen vor der Brust: Umfasse das Tier mit einer Hand um die Brust mit der anderen unter den Po.