Für Farbmäuse kommt eine Haltungsform in Frage, die für andere Nager nicht in Frage kommt: Die Offenhaltung. Farbmäuse können schlecht sehen und haben Respekt vor Höhe, sie stürzen sich nicht einfach in’s „Unbekannte“. Es gibt allerdings ein paar Voraussetzungen zu beachten, die wir hier zusammengefasst haben:
- „Eindringlinge“: Leben andere Haustiere oder auch kleine Kinder mit im Haushalt, sollte gut überlegt sein, ob Offenhaltung möglich ist. Manch ein Kind kann akzeptieren, dass Mäuse nicht einfach herausgenommen werden wollen. Anderen Kindern aber sollte durch Gittertüren der direkte Eingriff ohne Aufsicht verwehrt werden, um Verletzungen zu vermeiden. Leben Hunde oder Katzen mit im Haushalt, sollte unbedingt auf Offenhaltung verzichtet werden, selbst wenn sie nur unter Aufsicht in’s Mäusezimmer dürfen. Auch bei Ratten, Hamstern oder Persischen Rennmäusen, die Auslauf erhalten, sollte zur Sicherheit lieber auf Offenhaltung verzichtet werden.
- Ausbruchkünstler: Farbmäuse sind wahre Kletterexperten, die sehr kreativ und geschickt sein können. Offenhaltung sollte erst ab mindestens 40cm Höhe beginnen. Das bedeutet, zwischen Boden/Tisch und Streuschutzkante sollten 40cm oder mehr liegen, denn mit weniger Abstand wird auch die Angst vor dem Springen geringer. Besteht ein Gehege aus OSB, können die Mäuslein vom Streuschutz an die Außenseite gelangen und ggf. am OSB nach unten klettern. Dasselbe gilt für Raufasertapete in erreichbarer Nähe. Schränke, Regale, Sofas und andere Möbel sollten ausreichend Abstand zum Revier der Mäuslein haben.
Es gibt die Möglichkeit, Offenhaltung in einem normalen Mäuseschrank/Eigenbau anzubieten. Hier fehlen dann lediglich die Türen, der Rest bleibt wie sonst auch. Sowohl der Streuschutz im Buddelbereich als auch der Streuschutz auf den Etagen kann bei Offenhaltung erhöht werden. Das dient allerdings lediglich dem Wohlbefinden des Halters, denn Offenhaltung funktioniert nicht, weil die Mäuslein nicht auf den Streuschutz gelangen, sondern weil sie von dort nicht nach draußen springen. Ein erhöhter Streuschutz kann den Mäuslein die Rückkehr vom Streuschutz in’s Gehege erschweren und im dümmsten Fall dafür sorgen, dass unsichere Mäuslein (heraus)fallen. Auch Inventar darf ruhig nah am Streuschutz stehen, hier gilt dasselbe.
Es bietet sich an, Türen zu bauen und mit Scharnieren zu versehen, die die Möglichkeit geben, die Türen entweder zu nutzen oder abzunehmen.
Neben den normal üblichen Schrank- und Eigenbauten können bei Offenhaltung auch sogenannte Mäuseburgen bzw. Mäusetische verwendet werden. Meist wird hierfür ein alter Tisch mit brauchbarer Grundfläche genommen, es kann aber auch ein großes Brett mit Standfüßen versehen werden. Für gewöhnlich wird hier lediglich ein Streuschutz angebracht und mit Tischetagen in die Höhe gebaut, um das Mäuseheim bewohnbar zu machen. Es kann aber auch ein Aquarium in den Tisch eingelassen werden oder neben dem Tisch stehen, um den Mäuslein das Buddeln zu ermöglichen. Der Kletterbereich kann unter den Tischetagen oder als Zugang zu den Tischetagen angeboten werden.
Gerade zu Anfang brauchst du als Halter starke Nerven. Die Mäuslein werden viel auf dem Streuschutz herumturnen und sich nach draußen lehnen oder herunterbaumeln lassen. Sie testen die Grenzen ihres Reviers aus und manchmal riecht es von außerhalb einfach sehr gut oder es gibt neue Eindrücke zu erfahren, die die Mäuslein neugierig machen. Aber hab keine Sorge, die Mäuse wissen schon, was sie tun.
Dennoch empfiehlt es sich, ein oder zwei Lebendfallen im Haus zu haben. Junge Mäuse bis 8 Wochen können Höhe manchmal noch nicht richtig einschätzen. Auch alte Mäuse, die langsam schwächer werden, überschätzen ihre Kraft manchmal, hängen sich ein Stück am Streuschutz runter und können sich nicht wieder zurück in’s Mäuseheim ziehen, obwohl sie es früher immer konnten. Manchmal gibt es auf dem Streuschutz auch Gedrängel und Geschubse, wodurch ein Mäuslein unabsichtlich herausfallen kann. Außerdem gibt es auch selten Farbmäuse, die einfach nicht offenhaltungsatuglich sind. Das sind zwar alles Ausnahmen, die nur selten vorkommen, aber auch darauf solltest du vorbereitet sein, um im Fall der Fälle sofort reagieren zu können.
Offenhaltung ist eine sehr schöne Haltungsform. Beim Beobachten stören keine Gittertüren, ebenso bei der Gabe der Leckerchen oder dem generellen Umgang. Es entsteht mehr Nähe und Vertrauen. Wenn auch du dich an Offenhaltung herantrauen möchtest und noch Fragen oder Unsicherheiten hast, melde dich gerne bei einem unserer Ansprechpartner.