Verhalten

Vielzitzenmäuse verstehen -> "Maussprache"

Mäuse kommunizieren untereinander ständig durch verschiedene Quieklaute, die aber so hochfrequent sind, dass sie für Menschen nicht wahrnehmbar sind. Nur wenige ihrer Laute sind für das menschliche Ohr hörbar. Zusätzlich kommunizieren sie über Gesten. Die wichtigsten dieser Gesten und hörbaren Laute werden nachfolgend aufgelistet.

Achtung: Hier überschneiden sich einige Punkte mit dem Verhalten von Farbmäusen, jedoch nicht alle!

Putzen:  Vielzitzenmäuse sind sehr reinliche Tiere und putzen ihr Fell mehrmals täglich durch Wischen mit den Vorderpfoten, Kratzen und Ablecken. Auch gegenseitiges Putzen kann man in Vielzitzenmausgruppen häufig beobachten. Dabei  leckt eine Maus bei einer anderen Maus hauptsächlich die Stellen ab, die diese selbst nur schwierig erreichen kann, wie beispielsweise den Nacken- und Kopfbereich. Gegenseitiges Putzen stärkt den Gruppenzusammenhalt, ist jedoch nicht immer automatisch nett gemeint. Es kann auch eine Dominanzgeste sein, bei der die putzende Maus manchmal sogar so rabiat vorgeht, dass kahle Stellen im Fell entstehen. Sollte es so weit kommen, solltest du unbedingt genau beobachten, ob die Gruppe noch harmonisch ist.

Stressputzen: Putzt sich eine Maus in kurzen Abständen immer wieder deutet, dies auf Stress und Unruhe hin. Dies beobachtet man oft bei Vergesellschaftungen, ungewohnten Umgebungen oder auch beim Tierarzt besuch. 

Männchen machen: Vielzitzenmäuse sind sehr aufmerksame Tiere, die ihre Umgebung stets im Auge behalten. Hören oder sehen sie etwas Interessantes oder Ungewöhnliches machen sie Männchen, um die Umgebung genau in Augenschein zu nehmen. Dabei drehen sie die Ohren in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Nicht zu verwechseln mit der „Boxhaltung“. Beim Männchen machen hängen die Arme und Pfoten meist locker nach untern oder sie stellen die Pfoten auf ihnen nahe, erhöhte Gegenstände.

Boxen/Boxhaltung: Diese Haltung sieht dem Männchen machen sehr ähnlich. In der Regel wird sie jedoch in Richtung eines Artgenossen ausgeführt und die Pfoten stehen dabei wie bei einem Boxer in Position. Dies ist eine sehr angespannte Position, in der die Maus entweder die Andere mit dieser Haltung abwehrt, sie leicht wegdrückt von sich, ein „krächzendes Quiecken/ Knatschen“ von sich gibt oder angreift, wenn die andere Maus ihr weiterhin auf die Pelle rückt. Dies kann blutig enden. Hier eventuell deeskalierend eingreifen. Sprich Mäuse kurz mit einem Pinsel auseinandertreiben wenn sich die Situation nicht beruhigt. Diese Haltung kann auch Gegenüber dem Menschen gezeigt werden und bedeutet so viel wie: Geh weg oder ich beiß dich!

Schwanzschlagen: Aufgeregte oder unruhige Mäuse schlagen mit dem Schwanz auf dem Boden. Das dadurch verursachte Geräusch soll die anderen Mäuse der Gruppe warnen und ist gleichzeitig eine Drohgebärde gegenüber dem, was die Maus als Gefahr ausgemacht hat.

Fiepsen: Die meisten Quiek- und Fieplaute der Vielzitzenmäuse sind zu hochfrequent, um vom menschlichen Ohr wahrgenommen zu werden. Hörbar ist allerdings das sogenannte leise Putzfiepen, das eine Maus von sich gibt, während sie von einer anderen geputzt wird. Damit fordert sie die putzende Maus auf, weiter zu machen, kann ihr aber auch mitteilen, wenn es zu fest oder an der falschen Stelle ist. Schmerz- oder Angstfiepsen kommt bei Vielzitzenmäusen eher selten vor sodass es für Menschen hörbar ist. Kämpfe zeichnen sich mehr durch lautes Poltern ab, wenn sich die zwei Kontrahänten ineinander verkeilen und durch das Gehege rollen. Somit kann es vorkommen, dass ein nächtlicher, heftiger Kampf erst am nächsten Morgen vom Besitzer entdeckt wird.

Knatschen: Das Knatschen von Vielzitzenmäusen ist ein Laut der zwischen der Vorstellung von Quiecken und Knattern liegt. Es kommt in unsicheren und noch unruhigen Gruppen öfter vor als in ruhigen. Kann es ist der einen Situation bedeuten: „Du machst mir Angst. Bitte tue mir nicht weh“, kann es in der nächsten heißen „Geh weg oder ich greife an“. Ein Beispiel für die erste Situation wäre es, wenn die Mäuse auf einem Haufen liegen und ein paar der neu zugehörigen Mäuse sich auf die nun knatschende Maus legen, die sich beruhigt sobald sie merkt, dass nichts geschieht. Knatschen aus dem zweiten Beispiel kann vorkommen wie unter Boxhaltung beschrieben. Folglich kann es sowohl beschwichtigend als auch drohend sein. Die beiden Töne unterscheiden sich meiner Meinung nach auch ein wenig, lassen sich für Menschen oder unerfahrene VZM Halter nicht so leicht unterscheiden.

geschlossene Augen: Vielzitzenmäuse schließen dem Menschen gegenüber manchmal die Augen. Dies signalisiert Angst. Manchmal schließt eine scheue Maus die Augen aber wagt es trotzdem an der Hand zu schnuppern. Eine in die Enge gedrängte die Maus, die die Augen schließt wird mit großer Wahrscheinlichkeit beißen. Solange die Maus die Wahl hat ob sie flüchten oder dich erkunden kann, ist die Gefahr Bekanntschaft mit ihren Zähnen zu haben sehr gering. Lass ihr also so viel Zeit wie sie braucht um ihren Mut zu fassen. Nicht jede Maus wird handzahm.

Schnattern: Vielzitzenmäuse, die schnattern, tuckern oder knacken, leiden in der Regel an einem Atemwegsinfekt. Diese Geräusche werden häufig fälschlicherweise als Meckern oder Schimpfen interpretiert. Farbmäuse äußern ihren Unmut aber niemals durch derartige Geräusche. Geräusche, die sich wie „tuk tuk tuk“, „pfft, pfft, pfft“ oder ähnlich anhören, sind immer krankhafte Atemgeräusche. Die betroffene Maus sollte unbedingt so schnell wie möglich einem fachkundigen Tierarzt vorgestellt werden.

 Kotfressen: Vielzitzenmäuse produzieren wie viele andere Mäuse den sogenannten Blinddarmkot. Dieser wird meist sogar direkt  vom After in die Pfoten genommen um ihn erneut zu fressen. Dies stellt keine Krankheit dar, sondern ist für Vielzitzenmäuse eine wichtige und unerlässliche Quelle um ausreichend mit Vitaminen versorgt zu werden. Der Blinddarmkot wird anders als der gewöhnliche Kot im Blinddarm mit Bakterien weiter angereichert, sodass die Nahrung besser verdaut und verwertet werden kann im Körper. Deine Maus ist also nicht krank oder komisch wenn sie das tut. Verhindere dieses Verhalten nicht.