Thementage Tierversuche: Warum nicht mal natürlich – Kosmetik hausgemacht

Wieso muss es eigentlich immer die teure Schminke aus der Drogerie sein? Kosmetik selber machen ist gar nicht so schwer. Allenfalls muss man hinterher das Bad putzen, aber auch das kann man mit etwas Geschick auf ein Minimum beschränken. Der Stolz über die glänzende Haarpracht und den frischen ‚Do-it-yourself‘  Porzellanteint wird mit Sicherheit alles wieder wettmachen.

Seit Januar 2013 dürfen in der EU keine Tierversuche mehr für Kosmetikprodukte durchgeführt werden und auch der Verkauf von solchen Produkten ist verboten. Das ist wunderbar und, wie ich finde, ein großer Schritt nach vorne! Aber leider gibt es immer noch ‚Hintertürchen‘. Manche Firmen, die ihre Produkte auch im außereuropäischen Raum vertreiben, führen dort weiterhin Tierversuche durch, da diese in manchen Ländern vorgeschrieben sind. Global gesehen sind Kosmetika also immer noch mit viel Tierleid verbunden. Der frustrierte Konsument, der Tierversuche nicht unterstützen möchte und seien sie auch noch so weit weg, steht also immer noch vor dem Problem, was er eigentlich kaufen soll. Und ärgert sich schwarz, wenn er im Laden entdeckt, dass er die mühevoll ausgedruckten ‚Positivlisten‘ aus dem Internet wieder Mal daheim vergessen hat.

Vielleicht fragt sich eben jener frustrierte Konsument auf dem Nachhauseweg, was eigentlich die Leute früher gemacht haben. Damals, als es noch gar keine Kosmetikindustrie gab. Waren die Menschen alle hässlich? Mitnichten. Schön sein wollte man schon immer, und die vorindustriellen Kulturen waren diesbezüglich äußerst kreativ. Sie nutzten die Kraft der Natur – und das können wir heute immer noch. Wenn wir ein bisschen Zeit und Lust am Mischen mitbringen.

Haarpflege wie im Orient

Unsere Haare sind schon arm dran. Sie werden gebleicht, gewellt, mit dem Glätteisen gegrillt und anschließend noch mit einer Silikon-Shampoo-Mischung ummantelt, damit sie nach der ganzen Tortur wieder gesund aussehen, obwohl sie schon vollkommen kaputt sind. In Afrika und Indien würde sich so mancher angesichts dessen wohl entgeistert an die Stirn tippen. Dort kennt man nämlich eine Pflanze, die das Haar tatsächlich gesund und glänzend macht, und es nicht nur so aussehen lässt. Bei uns kennt man sie auch als Tattoo-Malmittel – der Henna-Strauch.

Wer jetzt aufschreit, dass er keine karottenroten Haare haben will, hat vermutlich schon Erfahrungen mit dieser Pflanze gesammelt. Und tatsächlich färbt Henna sehr intensiv, das Spektrum reicht von orange bis kupferrot und wenn man Indigo oder andere Pflanzen dazumischt, kann man noch ganz andere Haarfarben erzielen. Aber es gibt auch das sogenannte ‚neutrale Henna‘, das keine Farbe abgibt und sich deshalb für die Haarpflege ohne Rotstich eignet. Achtung: Unter diesem Begriff versteht man nicht ‚Lawsonia inermis‘ (das echte Henna), sondern andere Pflanzen wie Cassia obovata. Diese pflegen genauso, geben aber keine Farbe ab – wobei man angeblich einen schönen Goldstich erzielen kann, wenn man Zitrone zugibt und zwölf Stunden wartet. Dennoch sollte man bei hellblonden Haaren sicherheitshalber einen Strähnchentest machen, denn vereinzelt finden sich im Netz Berichte von einem leichten Grünstich. So etwas kann an zu hartem Wasser liegen, denn dann reagieren die mineralischen Substanzen mit dem Pflanzenextrakt.  Ansonsten ist die Anwendung von neutralem Henna denkbar einfach: Mit heißem Wasser anrühren bis eine schöne schlammartige Masse entstanden ist, auf den Kopf schmieren und am besten mit Frischhaltefolie umwickeln, damit man sich während der Einwirkzeit nicht die ganze Wohnung einsaut. Nach dem Abwaschen eventuell etwas Öl in die Haare oder auf die Kopfhaut geben, da Henna leicht austrocknend wirkt. Fertig.

Und was soll ich dann im Schwimmbad machen? Dieser Einwand ist verständlich, denn wenn man in der öffentlichen Dusche anfängt, sich den Kopf mit Tonnen von Schlamm zuzukleistern, wird man eventuell nicht nur pikierte Blicke ernten, sondern im schlimmsten Fall ein Hausverbot. Für solche Fälle gibt es eine etwas modernere Lösung – ich nenne es ‚Shampoo-Tuning‘. Dafür braucht ihr ein neutrales Basisshampoo aus dem Bioladen (tierversuchsfrei, natürlich). Das enthält nicht viel mehr als die ‚waschaktive Substanz‘, also das, was die Haare saubermacht und einen Gelbildner, damit das Ganze nicht ständig durch die Finger rinnt und auf dem Kopf bleibt. Mit ein bisschen Zeit und einem guten Rezept kann man so etwas auf Basis einer Seifenlösung auch selbst herstellen. Alles was sonst noch in herkömmlichen Shampoos ist – Pflege, Duft und Farbe – könnt ihr nun vollkommen frei hinzumischen. Eure Haare sind immer furchtbar trocken? Gebt einen Schuss Olivenöl dazu. Ihr wolltet schon immer nach indischem Weihrauch duften, aber es gab kein solches Shampoo auf dem Markt? Kein Problem, das ätherische Öl gibt’s in der Apotheke. Ihr wollt etwas gegen eure Schuppen tun? Birkenblätterextrakt (selbst gemacht oder ebenfalls aus der Apotheke) ist das Mittel der Wahl. Wenn ihr euch also einmal einen Vorrat an Basisshampoo zugelegt habt, könnt ihr damit tausend verschiedene Varianten ganz nach eurem Haartyp und Geschmack zaubern. Einfach, schnell und Schwimmbadtauglich.

Quellen:

Cartwright-Jones, Catherine: Henna for Hair: „How To“. Kostenloses E-Book von www.tapdancinglizard.com

Han, Kerstin: Eigene Erfahrung mit ‚Shampoo-Tuning‘.

 

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