Tierrechtsreihe Teil 4 – Züchter? Wer kann sich so nennen?

Um dieses Thema in Angriff zu nehmen, sollten wir zunächst einmal schauen, wer sich überhaupt Züchter nennen darf. Nun, dies ist schnell getan und überrascht dich vielleicht auch. Im bürokratischen Deutschland ist die Bezeichnung „Züchter“ nicht geschützt. Das bedeutet, du kannst dich Züchter nennen. Ich darf mich Züchter nennen. Jeder darf sich Züchter nennen.

Doch was erwarten wir vom Wort "Züchter" ?

Gibst du in Kleinanzeigenportalen eine Suchanfrage nach einem beliebigen Haustier ein, werden dir wahrscheinlich oft die Begriffe „Hobbyzüchter“, „Liebhaberzucht“ und „Züchter“ ins Auge fallen. Nun möchtest du vielleicht davon ausgehen, dass der Hobbyzüchter sich vielleicht nicht mit Genetik auskennt, sich jedoch liebevoll um seine Tiere kümmert und die Zucht nebenbei als Hobby betreibt. Bei der Liebhaberzucht sollte sich es doch vielleicht um Arten handeln, die nicht so oft vertreten sind und aus Liebe zur Art und Arterhaltung gezüchtet werden. Vielleicht kennst sich der Liebhaber bei der spezifischen Art sogar mit Genetik aus? Doch der Züchter verdient doch sein Geld mit seiner Arbeit. Er wird sich sicher mit Genetik auskennen, denn seine Zucht soll ja auch von Erfolg gekrönt sein.

Leider wissen wir es nicht. Hinter jedem dieser Begriffe kann sich ein Vermehrer verstecken, der seinen Nachwuchs unter schönen Worten vor sich und den Käufern rechtfertigen möchte. Doch wie kannst du den Unterschied entdecken? Anhand der Anzeige? Meistens gar nicht! Gezielte Fragen, einige Hinweise und ein Besuch vor Ort kann manchmal hilfreich sein.

Hinweise auf einen seriösen Züchter:

  • Nachwuchs muss niemals DRINGEND verkauft werden.
  • Grundlegende Kenntnisse in der Genetik
  • artgerechte Haltung
  • begrenzte Wurfanzahlen
  • Pausen für die Weibchen
  • Soziale Männchen müssen nicht in Einzelhaft!
  • Wenn nötig, kastrieren der „berenteten“ Männchen
  • Vermeidung von Qualzuchten!

„Generell ist die Basis jedes Tierzüchters das Tierschutzgesetz, in dem festgelegt ist, dass einem Tier keine Schmerzen, Leiden oder Schaden zugefügt werden darf. In Bezug auf die Züchtung ist der § 11b des TierSchG (Tierschutzgesetzes) maßgebend. Der § 11b TierSchG verbietet die sogenannte Qualzucht für Wirbeltiere.“

Wenn du dennoch ein Tier bei einem Züchter kaufen möchtest, unterstütze bitte keine Tierquäler, die sich hinter schönen Worten verstecken.

Qualzuchten bei Farbmäusen

Mit einem Klick auf den folgenden Link, kommst du zu einem informativen Nagerschutz Beitrag über Qualzuchten bei Farbmäusen: klick

Zu den Qualzuchten gehören:

  • Nacktmäuse
  • Tanzmäuse
  • Langhaarmäuse/ Rexmäuse/ Lockenmäuse/ Angoramäuse
  • rote Mäuse
  • schwanzlose Mäuse
  • Sing- und Pfeifmäuse (hierbei handelt es sich lediglich um kranke Farbmäuse mit einem Atemwegsinfekt (auch chronisch) )

Qualzuchten bei Farbratten

Auch bei Farbratten gibt es leider einige Zuchtrichtungen, die den Tieren Leid zufügen.

  • schwazlose Ratten / Manx
Bei dieser Züchtung setzt sich ein unvollständig dominantes Gen (Manx) durch. Dadurch haben die Ratten entweder keinen Schwanz, einen verkümmerten Schwanz oder einen, der auf den ersten Blick normal erscheint. Schwänze sind für Mäuse und Ratten sehr wichtig. Sie koordinieren zum Beispiel damit ihr Gleichgewicht und Kommunizieren untereinander. Durch den unnatürlichen Bewegungsablauf werden die Ratten auf lange Sicht durch Rückenschmerzen geplagt. Dazu kommt, dass Weibchen zusätzlich ein stark verkrümmtes Becken entwickeln und oft nicht mehr fähig sind, Welpen auf natürliche Weise auf die Welt zu bringen.
 
  • Nacktratten/Patchworkratten und Sphynxratten
Diesen Ratten fehlt nicht nur das Fell, sondern teilweise auch vollständig Tasthaare und Wimpern. Sie sind stark in ihrer Orientierung gestört und ihre Augen können sich durch die fehlenden Wimpern schneller entzünden. Zudem fehlt ihnen offensichtlich das schützende Fell. Auch für Allergiker bieten solche Ratten keinen Vorteil. Der Mensch ist in der Regel auf den Kot, die Hautschuppen oder das Einstreu der Nager allergisch. Patchworkratten fehlt ihm gegenzug zu Nacktratten nur teilweise das Fell und Tasthaare sowie Wimpern mit ähnlicher Problematik. Sphynxratten verlieren im laufe ihres Lebens vollständig ihr Fell, Tasthaare und Wimpern. Zudem sind sie sehr UV-Lichtempfindlich.
 
  • Rexratten/Velveteen-Ratten (lockig)/ Angoraratten

Hier liegt die Problematik ähnlich wie bei den ähnlich benannten Farbmauszuchten. Rex- und Velveet-Ratten besitzen ein lockiges, gekräuseltes Fell. Die Haare brechen schneller ab und fallen teilweise sogar aus. Gebogene Tasthaare behindern die Tiere in ihrer Orientierung. Verborgene Tasthaare können auch in Auge und Nase wachsen und hier zu Reizungen und Entzündungen führen. Angoraratten haben ein deutlich längeres Unterfell als ihre Artgenossen. Dieses zeigt sich jedoch deutlich lichter und führt somit schneller zur Unterkühlung des Tieres. Zudem sind oft die Tasthaare ebenfalls verlängert und brechen dadurch schneller ab, was wieder zu stark verkürzten Tasthaaren führt und das Tier in seiner Orientierung behindert.

Sollte bei dir eins der angesprochenen Tiere leben ist dies kein Grund es einzuschläfern!

Qualzuchten Mongolische Rennmäuse

Bei Rennmäusen gibt es ebenfalls Qualzuchtlinien, die sich denen von Farbmäusen und -ratten ähneln.

  • Nacktmaus (Rennmaus)

Diesen Mäusen fehlt ihr Fell, sowie teilweise bis vollständig die Tasthaare und Wimpern, was eine Menge Probleme für die Maus mit sich bringt –> siehe Nacktratten und Nacktmäuse

  • Weißpfotengen + Schekungsgen

Diese Mäuse erkennt man an den weißen Pfoten mit verschiedenfarbigen Krallen. Das reinerbige Weißpfotengen ist tödlich, während das mischerbige zusammen mit dem Scheckungsgen zu tauben Mäusen führt.

  • Rumpback & Lethal White

Rumback und Lethal White enthalten beide das reinerbige Weißpfotengen. Die Jungtiere versterben innerhalb der ersten 4 Wochen an Organversagen.

  • Rex- & Wavymäuse

Diese Mäuse besitzen ein gekräuseltes (Rex) oder gewelltes (Fell). Tasthaare und Wimpen können sich dabei ebenfalls verbiegen und zu Reizungen, Entzündungen und Orientierungsprobleme der betroffenen Mäuse führen. –> siehe Rexratten und Rexmäuse

 

 

 

 

 

In Teil 5 geht es mit Vielzitzenmäusen, Hamstern, Meerschweinchen & Futtermäusen weiter. Doch um nicht mit so grausamen Informationen aufzuhören, zeigen sich die Rennmausmädels Polly & Ada von ihrer liebreizensten Seite.

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