Gestern Nachmittag erreichte mich ein verzweifelter Anruf. Eine kleine Wildmaus hatte sich in einen Friseursalon verirrt. Offensichtlich hatte sie eine Verletzung am Fuß, sodass sie nicht einfach in die Freiheit entlassen werden konnte. Keine Viertelstunde später kam die Maus bei mir an. Ihr Zustand war deutlich schlechter als erwartet. Völlig teilnahmslos ließ sie sich von mir anfassen und zeigte auch bei der vorsichtigen Untersuchung kaum eine Regung. Eine kleine Wunde am Oberschenkel und der Schulter legten nahe, dass sie von einer Katze erwischt worden war. Meine Zuversicht schwand. Trotzdem wollte ich nichts unversucht lassen. Ich legte die Maus auf ein Wärmekissen und versorgte sie mit Schmerzmittel und Antibiotikum. Wenig später ging es ihr bereits ein bisschen besser. Sie lag zwar immer noch schwer atemd da, zeigte aber gute Reaktionen, wenn ich mich ihr näherte. Es gelang mir, ihr ein wenig Wasser und Brei einzuflößen und sie knabberte ein winziges Stück Oblate. Innerhalb der nächsten zwei Stunden ist ihre Schulter stark angeschwollen. Die Wunden waren schlimmer als äußerlich zu vermuten war, das Antibiotikum kam zu spät. Eingekuschelt in einem Nest aus Papierschnipseln in wohliger Wärme ist die kleine Maus für immer eingeschlafen.