Heute ist Welttierschutztag. Heute ist der Tag im Jahr, an dem überall auf Tierschutzarbeit hingewiesen wird. Heute wird darüber gesprochen, warum Tierschutz wichtig ist, wie wichtig Tierschutz ist und was Tierschutzarbeit ausmacht. Allerdings ist Tierschutz nicht nur heute wichtig und erwähnenswert, sondern jeden Tag im Jahr und rund um die Uhr. Denn Tag für Tag wird an der Tierschutzfront für das Wohl unserer kleinen und großen Freunde gekämpft.
Tierschutzarbeit ist sehr facettenreich. Es gibt viele Arten, sich im Tierschutz zu engagieren und Tierschutzarbeit zu leisten. Das geht vom Kampf für mehr Rechte von Tieren über Beratung und Informationsverteilung über tiergerechte Haltung bis hin zur Aufnahme, Versorgung und ggf. Vermittlung von Tieren, wie es in Tierheimen und Pflegestellen täglich gelebt wird. Viel zu oft entstehen Notfälle, die aufgenommen, versorgt und (meist erst nach tierärztlicher Behandlung und ggf. Kastration) vermittelt werden müssen. Und genau das soll dieses Jahr zum Welttierschutztag unser Thema sein: Notfälle.
Heute, am Welttierschutztag, möchten wir zurückblicken. Wir blicken zurück auf ein Tierschutzjahr und all seine Notfälle, die es zu bewältigen gab. Wir möchten euch heute von den größten Notfällen im Nagerbereich berichten, die seit dem letzten Welttierschutztag entstanden und teils noch heute zu bewältigen sind.
Chinchillanotfall Gelsenkirchen/Mülheim:
Der Chinchillanotfall im Ruhrgebiet begann im November 2016 mit 139 Chinchillas, die teils krank aus völlig verdreckten und winzigen Käfigen beschlagnahmt wurden. Nur etwa eine Woche später erfolgte die nächste Beschlagnahmung. Dieselbe Person hielt auf einem anderen Grundstück weitere 200 Chinchillas auf engstem Raum, natürlich gemischtgeschlechtlich. Es wurden nach und nach in weiteren „Sammelstellen“ der Person noch mehr Chinchillas entdeckt. Insgesamt sollen über 500 Chinchillas beschlagnahmt worden sein. Das Tierheim Mülheim musste Räume anmieten, um die Tiere einigermaßen vernünftig unterzubringen. Glücklicherweise halfen verschiedene Tierheime der Region aus und übernahmen Chinchillas zur Weitervermittlung. Es konnten auch schon Chinchillas in Endstellen ziehen. Aber auch heute suchen noch einige Chinchillas aus dem Notfall in verschiedenen Tierheimen ein neues zu Hause.
Meerschweinchennotfall im Schwarzwald:
Mitte Januar 2017 meldete sich eine verzweifelte Frau beim Meerschweinchenhilfe e.V.: In einer Garage ohne Isolierung und Heizung in ihrer Nachbarschaft saßen 35 Meerschweinchen auf einer nassen Matratze bei Minusgraden gemischtgeschlechtlich zusammen. Begonnen hatte alles im Mai 2016 mit 2 Meerschweinchen von einem Kleintiermarkt, die sich bis Spätherbst auf etwa 50 Schweinchen vermehrten, von denen ein Tierarzt 30 mitnahm. Aus den übrigen 20 Meerschweinchen wurden schnell wieder mehr. Die Schweinis wurden nur unregelmäßig versorgt, einige waren verletzt und unterentwickelt. Sie hatten Bissverletzungen, manchen fehlten Augen und sie waren dem Menschen gegenüber ängstlich bis panisch. Viele der Weibchen bekamen nach ihrer Rettung in den Pflegestellen des Vereins ihre Babys, leider überlebten nicht alle.
Farbmäuse in Bottrop:
Dieser Notfall bestand aus 3 kleineren Notfällen, denn 3x wurden in Bottrop Mäuse ausgesetzt. Die ersten beiden Schwünge standen im Karton vor der Tür einer Mitarbeiterin des Tierheims. Der dritte und bisher letzte Schwung wurde in einem Terrarium direkt vor das Tierheim Bottrop gestellt. Die Mäuslein waren größtenteils sehr jung und obwohl sie gemischtgeschlechtlich zusammensaßen, gab es insgesamt nur einen Wurf. Wir halfen jeweils bei der Geschlechtertrennung und Kastration, aus den letzten beiden Schwüngen nahmen wir auch Mäuse auf, die teils bei uns bleiben und teils vermittelt wurden. Sheena aus unserer Pflegestelle Oberhausen ist aus dem 3. Schwung dieses Notfalls und sucht noch gemeinsam mit ihrem Freund Ted ein neues zu Hause.
Rennmausnotfall Emden:
Anfang Mai 2017 wurde der Emdener Rennmausnotfall bekannt. Hier engagierte sich die private Pflegestelle Ostfriesen Rennmuus und arbeitete Hand in Hand mit dem Veterinäramt und vielen freiwilligen Helfern. Knapp 90 Rennmäuse saßen gemischtgeschlechtlich in mehreren Gruppen und teils winzigen Gehegen zusammen. Daraus entstand weiterer Nachwuchs und die Anzahl wuchs. 2 Weibchen mussten kurz nach Aufnahme erlöst werden, weil sie aufgrund zu vieler Geburten und Mangelernährung zu schwach waren. Auch manches Jungtier hatte Mangelerscheinungen. Begonnen hatte der Notfall etwa 3 Jahre zuvor mit dem Kauf von 3 gemischtgeschlechtlichen Rennmäusen aus einem Zooladen. 2 Wurfbrüder zogen im Mai in unsere Pflegestelle Oberhausen und wohnen inzwischen in Aachen in einem tollen zu Hause.
Kaninchennotfall Amberg:
Mitte Juni 2017 wurde wurde das Tierheim Amberg eingeschaltet. Aus ursprünglich 3 Kaninchen in einem Außengehege wurden 53 Kaninchen. Sie suchten sich Hilfe bei der Initiative Kaninchenhoffnung. Die Halter hatten bereits eingegriffen und die Kaninchen nach Geschlechtern getrennt. Sie hatten selbst um Hilfe gebeten, zeigten sich sehr kooperativ und halfen tatkräftig mit, die Kaninchen einzufangen. Sie wurden auf die Tierheime in der Umgebung verteilt.Hamstergroßnotfall Troisdorf:
An den Hamsternotfall erinnert ihr euch bestimmt noch sehr genau, denn so lange ist es noch gar nicht her und der Notfall hat sehr viel Aufmerksamkeit bekommen. 3.000 Hamster und 200 Vögel wurden Ende Juli 2017 aus einem illegalen Tiertransport beschlagnahmt und kamen in das Tierheim Troisdorf. Eine enorme und kaum zu schaffende Aufgabe für das Tierheim, das gar nicht auf so viele Tiere eingestellt war. Dank zahlreicher Spenden und Hilfsangebote konnte die Versorgung täglich gestemmt werden. Viele Tierschutzvereine, Tierheime, andere Organisationen und auch private Pflegestellen und Privathalter taten sich zusammen, um die Hamster aufzunehmen, zu behandeln und ggf. weiter zu verteilen, zu vermitteln oder zu behalten. Es wurden Fahrketten gebildet, alle arbeiteten Hand in Hand. Inzwischen sitzen nur noch 50 – 100 Hamster im Tierheim Troisdorf, hier hat der Tierschutz in 2 Monaten unglaubliches geleistet! Es warten aber noch immer viele Hamster aus diesem Notfall im Tierheim Troisdorf und auch in anderen Tierheimen, Tierschutzvereinen und Pflegestellen auf ein neues zu Hause.
Farbmausnotfall Dickel:
Dieser Notfall begann etwa 4 Wochen vor dem großen Hamsternotfall Anfang Juli 2017. 148 Albinofarbmäuse wurden Anfang Juli aus einer Wohnung beschlagnahmt und in das Tierheim Dickel gebracht. Zunächst konnten die Mäuse nicht vernünftig untergebracht werden, standen draußen im Regen und Wind, das konnte aber zum Glück bald geändert werden. Noch immer sind Mäuse trächtig, das Tierheim bekommt den Notfall alleine nicht unter Kontrolle. Hier ist dringend Hilfe nötig. In einer Kotprobe wurden Giardien gefunden, die im Tierheim leider nicht vernünftig bekämpft werden können bei der Anzahl an Mäusen. Die Böcke sind inzwischen alt genug, um sich fies zu streiten und zerbeißen. Demnächst ziehen viele Böcke in die Pflegestelle Dachau vom Mäuseasyl e.V., aber schon bald werden weitere Mäuse zur Welt kommen. Wir hoffen, dass auch hier der Tierschutz unglaubliches leisten kann. Wer kann helfen?