Nahrungsselektion der mongolischen Rennmäuse

Die natürliche Nahrungsselektion der Mongolischen Rennmaus

Ähnlich wie Kaninchen ist es auch möglich Mongolische Rennmäuse (und vermutlich auch andere Kleintiere) auf sogenannte frische „Wiese“ umzustellen. Unter Kaninchenhaltern ist frische Wiese mittlerweile die ideale artgerechte Ernährung für die Langohren. Viele Halter von Mongolischen Rennmäusen haben bereits gute Erfahrungen mit der Frischfütterung abseits des Gemüseangebotes des Supermarktes gemacht. Bei vielen Haltern ist jedoch die Angst sehr groß, Parasiten durch die Gabe von frischem Grün ins Mäuseheim zu schleppen. Sehr groß ist ebenfalls die Angst, das Tier zu vergiften. Beachtet man aber ein paar Tatsachen, ist das so gut wie unmöglich. Außerdem haben die Tiere hier einen angeborenen Schutzmechanismus, um sich vor dem Verzehr von giftigem bzw. für sie nicht verträglichen Pflanzen zu schützen. Dies ist der sogenannte Probe- oder Futterbiss. Dieser Probebiss ist bei Kaninchen als auch bei Mongolischen Rennmäusen gleichermaßen vorhanden. In freier Wildbahn haben Jungtiere der Mongolischen Rennmaus noch die Möglichkeit von anderen Mitgliedern des Familienverbandes zu lernen. Diese Art zu lernen fällt in der Haltung in Gefangenschaft (was ja in der Heimtierhaltung nun mal Fakt ist) aus. Umso erfreulicher ist es, dass der Probebiss durch die Überzüchtung der Mongolischen Rennmaus dennoch erhalten ist, und diesen sollte sich der Halter zu Nutze machen, um seinem Tier wenigstens ein bisschen artgerechtes Verhalten zu ermöglichen. Bei der Selektion des Futterangebotes nutzt die Mongolische Rennmaus all ihre Sinne um die Pflanze genau zu untersuchen. Sie hält sie in den Pfoten, fühlt die Pflanze und riecht daran. Der Futterbiss erfolgt dann, wenn der Geruch der Pflanze für die Maus nicht abschreckend oder gefährlich ist. Die Rennmaus beißt dann leicht in die Pflanze und wartet eine Weile ab. Diesen Biss haben viele Halter übrigens schon oft selbst erlebt: Rennmäuse, die Finger oder Hände ihres Halters nicht direkt am Geruch erkennen können, zwicken leicht in den Finger um zu schauen mit wem sie es zu tun haben und ob der Gegenstand nicht eventuell gefährlich ist. (Um das Vertrauen nicht zu gefährden, sollte der Halter hier unbedingt ruhig bleiben und die Hand nicht wegziehen, auch wenn es schmerzhaft ist) Nach dem erfolgten Probebiss achtet die Rennmaus genau auf ihr Körpergefühl. Bei dem Auftreten eines unwohlen Gefühls wird diese Pflanze in Zukunft gemieden. Stellt die Rennmaus keine negativen Gefühle fest, wird die Pflanze auch in Zukunft in größeren Mengen gefressen. In der Natur haben Mongolische Rennmäuse als auch Kaninchen dieses Verhalten so perfektioniert, dass ihnen damit auch eine Eigenmedikation im Krankheitsfall problemlos möglich ist. Vor allem bei Kaninchen ist dieses Verhalten gut erforscht, sodass sich hier einige Beispiele finden. Kaninchen in der Heimtierhaltung, die an der sogenannten Sternguckerkrankheit oder Head-tilt (EC) erkrankt sind, fressen Unmengen an Wiesenbärenklau. Die Wirkstoffe der Pflanze wirken sich positiv auf das Nervensystem aus, sodass die Symptome für das Kaninchen beim Verzehr erträglicher werden.

Kommen wir nun zurück zur Mongolischen Rennmaus.

Frische Haselnussblätter werden gerne gefressen.

Um den schlummernden Instinkt der Mongolischen Rennmaus in Gefangenschaft langsam zum Erwachen zu bringen, werden zu Anfang einige bekannte Pflanzen angeboten. Dies kann unter anderem Gänseblümchen, Ackerwinde (hier sind vor allem die Blüten sehr beliebt), Löwenzahn, Wegerich in allen Formen und Variationen und Schafgarbe sein. Für ungeübte Wiesenpflücker bietet sich ein Ratgeber an, um Pflanzen sicher bestimmen zu können. Mittlerweile gibt es aber auch bei Facebook einige Gruppen, in denen sich viele erfahrene Wiesenpflücker tummeln und bei der Bestimmung der Pflanzen helfen. (Hier einfach mal nach Pflanzenbestimmung suchen) Erfahrungsgemäß ist die Rennmaus sehr neugierig, was neue fressbare Pflanzen in ihrem Gehege angeht. Oft ist es so, dass die Rennmaus die neuen Pflanzen erstmal ignoriert oder nur den Probebiss macht. Der Grund hierfür ist, dass frisches Grün aus der Natur erstmal völlig anders schmeckt als das Gemüse aus dem Supermarkt. Bietet man jedoch immer wieder frische Wiese aus der Natur an, gewöhnt sich die Mongolische Rennmaus irgendwann an den Geruch und Geschmack und beginnt dann, die für sich wichtigen Pflanzen mit dazugehörigen Nährstoffen zu fressen. Sobald sich die Rennmaus an das neue Frischfutter gewöhnt hat, kann der Halter in regelmäßigen Abständen immer neue sicher bestimmte Pflanzen anbieten.

Giftpflanzen
Im Selektionsverhalten geübte Mongolische Rennmäuse können relativ sicher giftige Pflanzen von ungiftigen Pflanzen unterscheiden. Jedoch sollte man das Selektionsverhalten der Mongolischen Rennmaus nicht ausreizen. Mongolische Rennmäuse, die lange Zeit ihres Lebens schlechtes Fertigfutter bekommen haben, welches zum Teil stark verarbeitet und mit Aromastoffen versetzt ist, benötigen sehr lange, um ihrem Geschmacks- und Geruchssinn wieder zu vertrauen. Ein weiterer Punkt sind Atemwegserkrankungen. Durch den eingetrübten Geschmacks- und Geruchssinn kann die Rennmaus auch hier nicht genau selektieren. Daher ist es ratsam, dem Tier nur eindeutig bestimmbare und keine hochgiftigen Pflanzen anzubieten.

Artikel von Edda Wellmann

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