Das ist Feli. Nein, Feli, ist wirklich kein Nager. Feli ist ein Feldhasenbaby und zur Aufzucht der jüngste Gast in der Pflegestelle Roth. Wir stellen Feli nicht vor, weil es so süß ist oder weil sie uns Unmengen von Milch wegtrinken wird und wir Sachspenden gebrauchen können. Nein, wir wollen mit Feli auf die Situation der Feldhasenkinder aufmerksam machen.
Bitte beachtet:
Feldhasen legen ihre Jungen, die Nestflüchter sind, in Mulden ab. Die Mutter sucht das Junge nur zweimal täglich in der Dämmerung zum Säugen auf. Somit ist nicht jedes Feldhasenbaby, das alleine am Feldrand sitzt auch hilfebedürftig. Wird das Junge angefasst, wird die Mutter es wegen des fremden Geruches wahrscheinlich nicht mehr versorgen. Durch das Anfassen kann dem Tier also unter Umständen mehr geschadet als geholfen werden.
Vor Eingriffen in die natürlichen Gegebenheiten muss auch die rechtliche Situation beachtet werden. Ein Wildtier einfach aus der Natur mitzunehmen, ist verboten und erfüllt den Straftatbestand der Wilderei! Nach § 43 Abs. 6 Bundesnaturschutzgesetz ist es zulässig, verletzte, hilflose oder kranke Tiere aufzunehmen, um sie gesund zu pflegen. Dabei ist die „Befugnis zur Aneignung“ aber durch das Jagdrecht § 1 (5) geklärt (siehe unten).
Wichtige Hinweise für den Notfall:
- Fasse das Wildtier keinesfalls an, bevor Du Dir ein Bild der Lage gemacht hast. Prüfe, ob das Feldhasenbaby von einem anderen Tier oder einer Ackermaschine verletzt worden ist, es von Hund oder Katze abgeschleckt oder gar verschleppt worden, oder es auf der Seite liegt. Dann besteht ein Notfall!
- Der Feldhase unterliegt dem Jagdrecht, verständige umgehend den zuständigen Jagdpächter des Fundortes (die Telefonnummer erhältst Du von der Polizei).
- Wenn das Tier mitgenommen werden muss, sorge unbedingt für einen sicheren und stressfreien Transport. Die Kleinen können sich schon ordentlich wehren und hüpfen. Ein Sturz hat oft tödliche Verletzungen zur Folge.
- Zuhause muss das Feldhasenjunge in einer Kiste o.a. untergebracht werden. Diese sollte hoch sein. Bitte keine Gitterkäfige oder Transportboxen mit Ritzen verwenden, da sich das Junge daran die Gliedmaßen schwer verletzen kann.
- Wärmezufuhr ist nur bei schwer verletzen und geschwächten Tieren nötig. Keinesfalls Rotlichtlampen verwenden!
- Wiege das Feldhasenjunge wenn möglich, denn anhand des Gewichts kann das Alter bestimmt werden.
- Setze dich unbedingt schnellstmöglich mit einer erfahrenen Feldhasenpflegestelle in Verbindung z.B. http://www.wildtier-waisen.de/pflegestellen/feldhasen-pflegestellen/, damit das Junge in fachkundige Hände übergeben werden kann oder die Fachleute beratend zur Seite stehen können.
- Verletzte oder verschleppte Feldhasen, die von Katzen getragen wurden, müssen einem erfahrenen! Tierarzt vorgestellt werden. Im Katzenspeichel enthaltene Pasteurellen verursachen lebensbedrohliche Blutvergiftungen und das Hasenbaby benötigt ein Antibiotikum.
- Gib dem Feldhasenjungen keinesfalls Kuh- oder Katzenmilch!!
- Sollte eine Übergabe an eine ausgestattete Pflegestelle nicht innerhalb weniger Stunden möglich sein, benötigt das Junge Aufzuchtmilch.
- Erstversorgung:
Geeignet sind Astorin Kätzchenmilch oder Royal Canin Babycat-milk, im Verhältnis 1 Pulver: und ca. 2 – 2,5 Fenchel oder Kamillentee. Die Milch sollte etwas dicker als Kuhmilch und handwarm sein.
Gut klappt das Füttern mit 2-ml-Spritzen und dem Saugeraufsatz Gimborn Nr. 2, der direkt über die Spritze gestülpt werden kann. Übrigens brauchen die Feldhasenbabys etwas Zeit, sich an den Sauger und die Milch zu gewöhnen. Ggf. muss die Milch direkt mit der Spritze ohne Kanüle in Mäulchen geträufelt werden. Nachdem durch das Anrühren immer Luft in die Milch geschlagen wird, sollte unbedingt ein Medikament mit dem entblähenden Wirkstoff Dimeticon, z.B. Saab simplex, zur Fütterung gegeben werden.
Im Anschluss das Mäulchen abwischen und den Bauch mit streichenden Bewegungen vom Bauchnabel zum After massieren.
Die Fütterungen müssen ca. 3 – 4 stündlich wiederholt werden.
- Das Feldhasenbaby ist sicher für alle spannend, aber sorge unbedingt für eine ruhige Umgebung. Stress kann tödlich sein!
Leider kann eine Aufzucht in Menschenhand nie die Aufzucht durch die Hasenmutter ersetzen. In der Muttermilch werden keine Luft, aber z.B. Abwehrstoffe für das Immunsystem übertragen. Die Ersatzmilch ist nicht so fett und die Aufzucht dauert somit länger. Es kommt häufig zu Komplikationen, z.B. Blähbauch. Leider ist die Sterblichkeitsrate hoch!!
Und ein Feldhasenjunges das es schafft … ja das hat schon aufgrund der Gesetzeslage ein Recht auf ein Leben in freier Natur. Feldhasenjunge müssen ausgewildert werden.
So süß wie Feli ist, achten wir sehr darauf, dass es ausreichend an mich gewöhnt ist, damit die Fütterung keinen Stress verursacht. Aber auch nur so viel, das es sich in einigen Wochen auch ganz schnell wieder von mir entwöhnen kann. 😉
Wir brauchen jetzt eigentlich nur noch Daumendrücker! Na gut … wenn jemand doch die Aufzucht unterstützen möchte, freuen wir uns über weitere Gummisaugeraufsätze Gimborn Nr. 2 und Aufzuchtmilch von Royal Canin oder Astorin.
Kontakt: karoline.guenzel@nagerschutz.de