Allgemeine Informationen

Herkunft

Die afrikanische Vielzitzenmaus kommt naheliegend dem Namen her, ursprünglich aus Afrika. Dort ist sie auf dem gesamten Kontinent südlich der Sahara bekannt. Man findet sie sowohl in Trocken- als auch Feuchtsavannen, Halbwüsten, Steppen und Trockenwälder. Sie sind bezüglich des Klimas extrem anpassungsfähig und überleben selbst in Gebieten, in denen mehr als 90 Tage pro Jahr Frost herrscht. (Achtung: Dies bedeutet nicht, dass sich unsere zahmen Liebhabermäuse für niedrige Temperaturen oder gar Außenhaltung eignen!)  Nur eine der sieben Vielzitzenmausarten lässt sich in Dörfern und kleinen Städten finden. Die Natal-Vielzitzenmaus nimmt dort den Platz unserer Hausmäuse als Schädling ein. Aufgrund ihrer Größe werden sie häufig auch als Vielzitzenratten bezeichnet. Jedoch besteht die Vermutung, dass die sonst so erfolgreichen und anpassungsfähigen Vielzitzenmäuse aufgrund der ihnen überlegenen Haus- und Wanderratte nicht so weit verbreitet sind als Schädlinge.

Laut De Wit leben Vielzitzenmäuse im Schnitt nur 339 Tage in der Wildnis.

Wie kamen die Mäuse nach Deutschland?

Schon seit 1939 wurde sie in Afrika zur Erforschung der Pest, deren Überträger sie unter anderem auch sind, genutzt. In Amerika (1950) und auch in London (1952) wurden sie ebenfalls zunächst als Versuchstiere eingeführt. Verschiedene Viruserkrankungen und Infektionen wurden an Ihnen beobachtet und untersucht.

Erst danach fanden sie ebenfalls als Versuchstier ihren Weg nach Deutschland. Durch ihre hohe Fertilitätsrate, kurzer Tragzeit und hoher Wurfgröße wird sie aktuell sogar immer beliebter als Forschungstier. Aus denselben Gründen wurde sie dadurch auch sehr beliebt, als Futtertier. Erst in den letzten Jahren erhielt sie immer mehr Aufmerksamkeit als Haus- und Liebhabertier. Die Tiere kennzeichnen sich durch ihren kaum vorhandenen Eigengeruch, ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Intelligenz, die sie sogar im Klickertraining bekannt macht.

Forscher nehmen an, dass die heute in Deutschland lebenden Mäuse Mischlinge der Arten Mastomys coucha und Mastomys natalensis sind. Im Handel kursierende Bezeichnungen sind eher irreführend.

Steckbrief

Lebenserwartung2 bis 3 Jahre
Größe6-12cm Köperlänge + 6-15cm Schwanzlänge
GewichtWeibchen: c.a 60-120g; Männchen: c.a 60-100g
Zähne 
AktivitätszeitraumDämmerungs- und Nachtaktiv
Geschlechtsreifeab.40-45 Tagen (c.a 6.Woche)
Tragzeit21-24 Tage
Wurfgröße
Bis zu 24 Welpen ->  In seltenen Fällen kam es auch schon zu Würfen mit 30 Welpen
Säugezeit
3 Wochen

Achtung: Dadurch das Vielzitzenmäuse ihrem Namen entsprechend viele Zitzen haben, können sie eine sehr große Anzahl an Nachkommen bekommen. Nach der Geburt der Jungen können sie direkt wieder gedeckt werden. Hier kann es schnell zu einer großen Mäusewelle kommen!

Farben

Auch Vielzitzenmäuse gibt es mit verschiedenen Fellfarben

Im Folgenden sind einige Fellfarben aufgelistet, jedoch ohne näher auf die Farbgenetik einzugehen.

Agouti → Wildfarben (Braun, Augen schwarz, dunkle Ohren)

Albino → Weiß mit roten Augen

Cinnamon → Zimtfarben, schwarze Augen, Ohren hell rosa, sehr hell braunes Fell, manchmal. leicht orange

Pied → Schecken / am häufigsten Vorkommend → Scheckung vererbt sich dominant. Grau-weiß gescheckt, braun-weiß gescheckt, creme-weiß gescheckt, schwarze Augen, dunkle Ohrenränder

Platinum White → weiß, schwarze Augen, schwarze Ohrränder

High White → weiß, schwarze Augen, helle Ohren ohne dunkle Ränder

Silver Fawn → graues Fell, schwarze Augen, helle rosa Ohren ohne dunkle Ränder oft mit Headspot

Auch die Mutation Pink-Eyed-Dilution kann bei vielen Fellfarben vorkommen. Diese Mäuse besitzen rote („pinke“) Augen.

Eignung

Zwar sind Vielzitzenmäuse recht kleine Nagetiere. Dennoch stellen sie große Ansprüche. Sind diese erfüllt, sind sie unkomplizierte, toll zu beobachtende Haustiere.

Eigengeruch und Allergien:

Vielzitzenmäuse haben den Ruf, nur einen geringen Eigengeruch zu besitzen. Ich persönlich kann bei korrekter Reinigung des Geheges statt Maus nur Späne, Heu, Stroh und dergleichen riechen. Da jedoch jeder eine eigene Nase hat, ist es immer sinnvoll, bei Möglichkeit in einem Tierheim oder einer Pflegestelle vor Ort selbst zu testen, wie es für einen persönlich riecht. Bei diesem Besuch kannst du auch überprüfen, ob eventuell eine Allergie bei dir besteht. Die meisten Menschen sind in der Regel nicht gegen die Mäuse allergisch, sondern gegen das Einstreu. Dies solltest du bei deiner Wahl der Einstreumöglichkeiten beachten.
 

Aktivitätszeit der Mäuse:

So wie Farbmäuse sind auch Vielzitzenmäuse größtenteils dämmerungs- und nachtaktiv. Gerade bei größeren Gruppen ist auch tagsüber immer mal wieder eine Maus zu sehen, jedoch sind sie meist erst abends richtig aktiv. Oft kann man die Mäuse mit regelmäßigen Futterzeiten gut auf eine bestimmte Wachzeit konditionieren, jedoch gibt es dafür selbstverständlich keine Garantie. Es gibt auch Mäuse, die ausschließlich nachts aktiv sind und die man als Besitzer aus diesem Grund sehr selten zu Gesicht bekommt.

 
Auch wenn die Mäuse bis auf wenige Ausnahmen keine Geräusche zur Kommunikation machen, können sie in ihrer Aktivitätsphase sehr laut sein. Man hört sie rascheln und knuspern, das Laufrad benutzen und vor allem Nagen. Speziell Vielzitzenmäuse können ordentlich Krach verursachen, wenn sie durchs Gehege jagen und dabei statt Leitern oder Ähnliches zu benutzen, von Ebene zu Ebene oder von Hängematte zu Ebene und dann ins Streu springen. Ist das Gehege in einem Schlafraum platziert, könnten diese Geräusche sehr stören und für einige Menschen sogar den Schlaf unmöglich machen.
 
Vielzitzenmäuse und Kinder:
 
Dass jede Maus beißen kann, sollte jedem bewusst sein. Dennoch hat die Vielzitzenmaus den teils unverdienten Ruf, eine spezielle Beißneigung zu besitzen. Zu diesem Thema gibt es ausführlicher folgenden Blogbeitrag: Die Vielzitzenmaus, das ist doch die, die beißt?!
Natürlich sollte dir bewusst sein, dass Vielzitzenmäuse im Gegensatz zu Farbmäusen deutlich größer sind und somit auch deutlich größere Zähne haben, hinter denen viel Kraft steckt. Deshalb sollte der richtige Umgang mit den Tieren, gemeinsam mit den Eltern studiert und geübt werden. Wenn dem Kind bewusst ist, dass die Mäuse nicht gegen ihren Willen eingefangen und angefasst werden wollen, können sie jedoch auch für Kinder tolle Haustiere sein.

Es gibt viele Möglichkeiten, Spielzeug (zB. aus Toiletten- und Küchenpapierrollen, Papierschnipseln oder Holz) für die Mäuse zu basteln, welches sie meist mit viel Freude erkunden und entdecken, sodass es auch für Kinder spannend ist, die kleinen Tiere zu beobachten.
Die Eltern tragen in jedem Fall die Verantwortung für die Mäuse, auch, wenn die Tiere für Kinder angeschafft wurden. Die Verweigerung eines Tierarztbesuches im Bedarfsfall, sowie von einem artgerechten Gehege und Futter sind dem Tier und auch dem Kind gegenüber sehr grausam. Im Gegenzug bietet die Vielzitzenmaushaltung jedoch eine gute Möglichkeit, dem Kind Verantwortungsbewusstsein und Verständnis für andere Lebewesen näher zu bringen.

Hunde und Katzen:

Hunde und besonders Katzen sind Fressfeinde der Mäuse, deshalb ist die Vielzitzenmaushaltung nur unter bestimmten Bedingungen mit diesen Tieren vereinbar. Werden besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen, ist die Haltung aber durchaus möglich. Besonders wichtig ist es, das Gehege ausbruchssicher zu gestalten. Lebt eine Katze im Haushalt, sollte das Gehege unbedingt doppelt vergittert werden, mit mindestens 1cm Abstand zwischen den Gittern, damit auch am Gitter kletternde Mäuse nicht von der Katzenpfote erwischt werden können. Hierbei kann die Maus schnell schwere und sogar tödliche Verletzungen davontragen, wenn ihr Bauch aufgeschlitzt oder der Schwanz abgerissen wird. Auch bei Hunden mit ausgeprägtem Jagdinstinkt macht die doppelte Vergitterung Sinn. Es reicht nicht aus, dem Hund oder der Katze nur unter Aufsicht Zutritt zu dem Zimmer, in dem die Mäuse wohnen, zu gewähren. Es kann immer wieder ein kleiner Fehler unterlaufen, beispielsweise wird die Tür versehentlich aufgelassen oder das Tier lernt die Tür selbst zu öffnen, der schnell schwerwiegende Folgen für die Mäuse hat. Zudem kann es selbst unter Aufsicht zu Unfällen kommen, da die Reaktionszeit des Besitzers unter Umständen einfach zu lang ist, um Angriffe zu verhindern.

Geschlechterunterscheidung

Bei Weibchen ist der Abstand zwischen After und Harnröhrenausgang geringer als bei Männchen. Über dem Harnröhrenausgang ist der Scheideneingang zu erkennen. Bei sehr jungen Mäusen ist der Scheideneingang häufig noch geschlossen und somit schwierig zu erkennen. Zitzen sind kein sicheres Erkennungsmerkmal, da sie auch bei Männchen vorhanden sein können.

Bilder folgen

Qualzuchten

Bei Vielzitzenmäusen ist mir bisher keine Qualzucht bekannt. Nach meiner Überlegung liegt dies jedoch vermutlich eher daran, dass sich diese Mäuseart immer noch keiner großen Beliebtheit erfreutSo finden sich auch weniger Züchter, die bestimmte Farbschläge züchten und auf genetische Kombinationen treffen können, die keine gesunden Nachkommen hervorbringen.

Vielzitzenmäuse als Futtertiere

Futtertiere sind im Tierschutz sicherlich ein heikles Thema. Natürlich brauchen auch fleischfressende Haustiere artgerechte Ernährung, sodass bei manchen Tierarten die Mäuse nicht einfach vom Speiseplan gestrichen werden können. Dass die Mäuse nach kurzer Zeit getötet und verfüttert werden, darf aber kein Grund für eine schlechte Haltung sein. Die Mäuse brauchen trotzdem ausreichend Platz, Beschäftigung und ausgewogene und gesunde Ernährung. Liebhabertiere und Futtertiere unterscheidet genetisch nämlich nichts. Lediglich die Einstellung des Halters gegenüber den Tieren ist anders. Futtertiere haben also in der Haltung dieselben Ansprüche und Bedürfnisse wie Liebhabertiere und denen sollte auch unbedingt Beachtung geschenkt werden. Eine gute Haltung und Ernährung ist nicht nur im Sinne der Mäuse, sondern auch für den Fleischfresser sehr wichtig, da dieser von der guten Qualität der Futtermäuse profitiert. Frostnager, die häufig in Zoohandlungen und ähnlichem angeboten werden, stammen meist aus tierquälerischen Massenzuchten oder sind Ausschussware aus dem Lebendtierverkauf und werden teilweise lebendig eingefroren. Die schlechte Ernährung und mangelnde Hygiene in den Zuchten führt oft zu gesundheitlichen Problemen der Futtermäuse, was sich negativ auf den Fleischfresser auswirken kann. Erfreulicherweise achten immer mehr Halter auf die Herkunft ihrer Futtertiere, züchten diese selbst, und wollen ihnen einen gewissen Lebensstandard bieten, um ihren Tieren qualitativ hochwertige Nahrung füttern zu können.
→ http://www.projekt-biomaus.de/