Gehege

Farbmäuse sind sehr vielseitige Tiere. Sie haben einen großen Bewegungsdrang, legen gerne weitläufige und verzweigte unterirdische Gänge und Höhlen an und sind zusätzlich auch echte Kletterkünstler. Ein tiergerechtes Gehege muss all diesen Bedürfnissen gerecht werden.

Größe

Für eine Farbmausgruppe von 4 Tieren empfehlen wir eine Gehegegrundfläche von mindestens 0,6m² (zum Beispiel 120x50cm oder 100x60cm). Um dem Bewegungsdrang der Tiere gerecht zu werden gilt natürlich „je größer, desto besser“. Die Höhe des Geheges sollte 50cm nicht unterschreiten, um einen Buddel- und Kletterbereich unterbringen zu können. Auch nach oben darf das Gehege so groß wie möglich sein. Etagen werden von Farbmäusen sehr gerne genutzt und bieten einige Vorteile bei der Einrichtung.
Für größere Gruppen sollte die Fläche entsprechend größer sein. Als groben Richtwert können 0,15m² Fläche pro Tier gerechnet werden. Dabei zählen auch Etagen mit.

Standort

Das Farbmausgehege benötigt einen trockenen und vor Durchzug geschützten Platz. Direkte Sonneneinstrahlung sollte vermieden werden, ebenso dauerhafter Lärm wie in der Nähe von Fernsehgeräten, Radios oder ähnlichem. Badezimmer, Küche und feuchte Kellerräume sind ungeeignet. Da die Tiere auch nachts aktiv sind und dabei recht laut sein können, sollte gut überlegt werden, ob Schlaf- oder Kinderzimmer ein geeigneter Ort für das Gehege ist.

Gehegearten & Haltungsformen

Gitterkäfig: Gitterkäfige eignen sich bedingt für die Farbmaushaltung. Die Bodenwannen sind meist sehr niedrig, sodass hoch eingestreute Bereiche dort nicht angeboten werden können. Bei den Buddelaktivitäten der Farbmäuse wird das Einstreu durch das Gitter in der Käfigumgebung verteilt. Die Gitterstäbe werden von den Nagern meist ausgiebig beklettert und von einigen auch mit Vorliebe als Toilette benutzt, sodass neben dem Einstreu auch die Ausscheidungen in der Käfigumgebung verteilt werden. Auch sollte der Halter mit erhöhtem Lärm rechnen, da die Mäuse an den Gitterstäben gerne ihren Nagetrieb ausleben.
Um sicher zu gehen dass keine Farbmaus entwischt, sollte der Gitterabstand nicht mehr als 0,8cm betragen. Einen ausreichend großen Gitterkäfig im Fachhandel aufzutreiben ist schwierig und mit erheblichen Ausgaben verbunden. Der Großteil der angebotenen Mäusekäfige ist leider viel zu klein.

Aquarien: Aquarien sind in der Farbmaushaltung ein umstrittenes Thema. Man kann die Tiere hinter den Glaswänden hervorragend beobachten, hoch eingestreute Bereiche können problemlos angeboten werden, die Umgebung ist vor herumfliegender Einstreu sicher und die Becken lassen sich sehr leicht reinigen. Leider ist die Luftzirkulation in Aquarien eher schlecht, vor allem da die meisten Becken höher als breit sind. Farbmäuse geben im Vergleich zu anderen Kleinnagern viel Urin ab, der intensiv riecht. Durch den verminderten Luftaustausch mit der Umgebung fällt vielen Haltern erst spät auf, dass das Gehege gereinigt werden sollte – es riecht nur im Becken. Das Ammoniak im Urin staut sich im Aquarium und schädigt die Lungen seiner Bewohner. Auch lassen sich Klettermöglichkeiten in Glasbecken nur schwer realisieren. Da die Nachteile für die Tiere schwerer wiegen, sind Aquarien weniger geeignet. Ausnahmen bilden hier Becken die im Vergleich zur Höhe sehr breit sind.

Aquarium mit Aufsatz: Möchte man dennoch ein Aquarium als Grundlage seines Farbmausheims nutzen, so wird es mit einem Volierenaufsatz mit ausreichender Höhe (mindestens 50cm) zum Kletterparadies. Auch sind die Mäuse der schlecht zirkulierenden Luft im Bodenbereich nicht dauerhaft ausgesetzt. Ebenen und Klettermöglichkeiten können gut befestigt werden. Zwischen dem oberen Rand des Aquariums und der ersten Etage im Aufsatz sollte allerdings mindenstens 15cm Platz sein, um die Belüftung des Aquariums zu gewährleisten.

Eigenbau: Selbstgebaute Gehege können nicht nur optimal auf die Bedürfnisse der Farbmäuse abgestimmt, sondern auch an die örtlichen Gegebenheiten und die eigenen optischen Ansprüche angepasst werden. Je nach Modell und Bauweise ist nur wenig Werkzeug und handwerkliches Geschick erforderlich. Eine Übersicht über alle möglichen Holzarten findest du hier:
Holz als Baumaterial in der Nagerhaltung
Grundsätzlich ist es auch möglich, einen Schrank oder ein Regal als Farbmausgehege umzubauen. Allerdings gibt es hier bei den Maßen nur eingeschränkte Möglichkeiten. Zusätzlich sollten die Schränke möglichst aus Echtholz bestehen, da die Beschichtung beim Annagen gesundheitsschädlich ist. Achte zudem auf die Stabilität. Die Einrichtung eines Geheges mit Streu und allem drum und dran kann mitunter sehr schwer werden. Ist das passende Möbelstück nicht gerade gebraucht in Kleinanzeigen zu finden oder ohnehin schon vorhanden, ist es oft teurer, als komplett selbst zu bauen.
Eine tolle Möglichkeit, die auch mit wenig handwerklichem Geschick umsetzbar ist ist eine sogenannte Mäuseburg. Dabei wird ein Tisch oder eine andere offene Fläche einfach mit einer Umrandung versehen, die mindestens 30cm hoch sein sollte. Farbmäuse können in Offenhaltung gehalten werden, da sie nicht sehr weit sehen können und nicht einfach ins Ungewisse springen. Was du dabei beachten solltest, findest du hier:
Farbmäuse: Offenhaltung
Die Mäuseburg kann mit Tischetagen in der Mitte der Fläche ergänzt werden. Diese sollten ebenfalls eine kleine Umrandung haben, damit keine Maus versehentlich abstürzt.

Einige Anregungen und Gehegfotos findest du in unserem Blog:

Fotowettbewerb Farbmausgehege: Die besten Einsendungen!
Fotowettbewerb Farbmausgehege: Siegerehrung!

Einstreu & Nistmaterial

Farbmäuse sind wahre Baumeister und legen gerne komplexe Tunnelsysteme und Verbindungen zwischen ihren Unterschlüpfen an. Um dies zu ermöglichen, sollte das Gehege in der unteren Etage über die gesamte Grundfläche mindestens 10 – 15cm tief eingestreut sein. Da Farbmäuse sehr empfindliche Lungen haben, sollte möglichst staubarmes Einstreu verwendet werden. Gut geeignet ist beispielsweise Hanf-, Leinen- oder staubfreies Kleintierstreu. Wer genug Platz zum Lagern hat, kann auf Allspan oder Eurolin aus dem Pferdebereich zurückgreifen. Die großen Gebinde sind deutlich günstiger als vergleichbare Produkte für Nager aus dem Zoohandel.
Ein wenig Abwechslung im Mäusealltag bieten Bereiche im Gehege, die mit ungedüngter Erde, Sand oder Rindenmulch eingestreut sind. Diese müssen allerdings regelmäßig leicht feucht gehalten werden, da sich bei Trockenheit enorm viel Staub bildet. Andererseits kommt es bei Staunässe schnell zu Schimmelbildung.

Als Nistmaterial eignen sich Heu, Stroh, unbedruckte und unparfümierte Taschen- und Küchenpapier, sowie Toilettenpapier. Watte und Hamsterwatte sind für Farbmäuse ungeeignet und gefährlich, denn in den reißfesten Fasern können sich die Tiere verheddern und Gliedmaßen abschnüren.

Eine Übersicht über verschiedene Einstreu- und Nistmaterialsorten mit all ihren Vor- und Nachteilen gibt es hier:
Nagerschutz-Blog: Einstreu & Nistmaterialien für Zwerghamster

Dabei gelten die Bemerkungen für Farbmäuse natürlich analog.

Einrichtung

Bei der Einrichtung des Farbmausgeheges sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Zooläden bieten eine Menge Zubehör an, von dem allerdings nicht alles auch geeignet ist. Auch selber basteln oder Naturmaterialien sammeln sind tolle Möglichkeiten, das Farbmausheim einzurichten.

Futter- und Wassernapf oder Trinkflasche: Futternäpfe gibt es in vielen verschiedenen Größen, Farben und Formen im Zooladen. Er sollte aus Keramik, Porzelan oder Glas sein, damit er sich gut reinigen lässt. Zudem sollte er so flach sein, das auch alte Mäuse problemlos über den Rand in den Napf klettern können. Die meisten Mäuse sitzen beim Fressen am liebsten direkt im Napf, deshalb sollte der Durchmesser so groß gewählt werden, dass alle Mäuse der Gruppe im Napf Platz haben.
Für Wasser eignet sich ein kleinerer Napf. Hier ist ein etwas höherer Rand vorteilhaft, um Verschmutzungen des Wassers zu vermeiden. Er sollte allerdings nicht höher als 3-4cm sein, um auch alten oder kranken Mäusen die Wasseraufnahme zu ermöglichen.
Die Näpfe müssen so aufgestellt werden, dass sie nicht untergraben werden können, denn dabei könnte der Napf die Maus erdrücken. Am besten eignet sich ein erhöhter Standort auf einer Ebene mit wenig Einstreu oder dem flachen Dach eines Häuschens, um insbesondere das Wasser vor Verschmutzungen zu schützen. Der Standort sollte unbedingt für alle Mäuse gut zu erreichen sein. Auch, wenn alle Mäuse der Gruppe jung und gesund sind, muss ein behindertengerechter Zugang vorhanden sein. Sollte eine Maus ganz plötzlich schwer erkranken, kann sie anderenfalls eventuell über viele Stunden kein Futter und Wasser erreichen, bis du als Halter darauf aufmerksam wirst.
Auch Trinkflaschen für Nager aus dem Zooladen sind für Farbmäuse geeignet. Sie bieten den Vorteil, dass das Wasser nicht verschmutzt werden kann, müssen aber regelmäßig gründlich gereinigt werden, um Bakterienbildung vorzubeugen. Die Flasche muss zusätzlich täglich auf ihre Funktionalität überprüft werden. Manchmal kommt kein Wasser mehr raus oder die Flasche läuft gleich ganz aus. Beim erstmaligen Einsatz einer Trinkflasche solltest du darauf achten, dass alle Mäuse der Gruppe das System verstehen und aus der Flasche trinken.

Unterschlüpfe und Häuschen: Die Auswahl an Häuschen und Unterschlüpfen im Zooladen ist groß. Trotzdem ist Vorsicht geboten, denn nicht alle sind auch für Farbmäuse geeignet. Achte bei Holzgegenständen darauf, dass kein Harz austritt oder entferne es ggf. gründlich. Die meisten handelsüblichen Häuser und ähnliches sind zudem mit Tackerklammern oder Nägeln gebaut. Achte darauf, dass diese nicht hervorstehen, damit die Mäuse sich nicht daran verletzen. Werden die Inventargegenstände angenagt, solltest du die Kontrolle regelmäßig wiederholen.
Gut geeignet sind auch Gegenstände aus Kork, ausgehöhlte Kokosnüsse und Weidenbrücken. Unterschlüpfe aus Keramik oder Ton bieten im Sommer eine willkommene Abkühlung und lassen sich gut reinigen. Weniger geeignet sind Gegenstände aus Plastik, da sich oft Feuchtigkeit im Inneren sammelt und staut. Zusätzlich können beim Annagen Splitter entstehen, die bei Verschlucken eine große Gefahr für die Maus darstellen.
Achte darauf, dass insbesondere die schweren Einrichtungsgegenstände nicht herunterfallen oder umkippen können, wenn die Mäuse sie untergraben. Zusätzlich sollten die Ein- und Durchgänge einen Durchmesser von mindestens 4cm haben.
Es gibt keine feste Regel, wie viele Unterschlüpfe vorhanden sein müssen. Allerdings sollte auf jeder Ebene ein Unterschlupf in unmittelbarer Nähe stehen, um auch scheuen Mäusen Sicherheit zu geben. Mindestens ein Unterschlupf sollte zudem groß genug sein, um die gesamte Gruppe zu berherbergen.

Klettersachen: Um den Kletterbereich interessant zu gestalten, gibt es viele Möglichkeiten. Neben Weinreben und Hängespielzeug für Vögel aus dem Zoohandel, können auch Sisalseile und Äste von draußen verwendet werden. Achte dabei unbedingt darauf, dass die Äste für Mäuse geeignet sind. Geeignet sind beispielsweise Äste von Apfel- und Birnbäumen, Haselnusststräuchern, Erlen, Johannisbeersträuchern, Spitz- und Bergahorn, sowie Ulmen, gerne auch mit Knospen und Blättern. Birkenäste sind ohne Blätter geeignet. Ungeeignet sind hingegen beispielsweise die Äste von Eichen, Kastanien, Eschen, Rotahorn, Walnussbäumen sowie alle Nadelgehölze.
Schau dir die Äste gut an, um keine Schädlinge oder Parasiten einzuschleppen. Um ganz sicher zu gehen, kannst du die Äste für einige Tage einfrieren oder im Ofen ausbacken.

Laufrad: Ein Laufrad ist in einem tiergerechten und abwechslungsreich eingerichtetem Gehege nicht unbedingt erforderlich, wird aber von vielen Mäusen sehr gerne genutzt. Das Laufrad muss einen Innendurchmesser von mindestens 28cm haben, damit die Wirbelsäule, wozu auch der Schwanz gehört, nicht zu sehr gebogen wird. Dies kann zu schmerzhaften Fehlstellungen führen. Zusätzlich ist eine geschlossene Lauffläche wichtig, um die Farbmäuse vor Verletzungen der Pfoten zu schützen. Räder mit einem Schereneffekt zwischen Ständer und Rad sind ungeeignet.
Gut geeignet sind Laufräder mit einem Kugellager, da sie sehr leichtgängig sind und kaum Geräusche verursachen.
Ist das Laufrad aus Holz oder Kork, solltest du es unbedingt vor der Benutztung mit mehreren Schichten Spielzeuglack (muss der DIN 71-3 zur Sicherheit von Spielzeug entsprechen!) oder Leinölfirnis behandeln, damit es abwaschbar ist.

Sandbad: Farbmäuse benötigen keinen Sand zur Fellpflege und wälzen sich auch nicht darin wie beispielsweise Hamster oder Rennmäuse. Ein Sandbad ist deswegen nicht unbedingt erforderlich. Einige Mäuse nehmen eine Schale mit Sand gern als Toilette an und erleichtern dem Halter die Reinigung somit enorm. In der Regel schaufeln die Farbmäuse den Sand jedoch nur in hohem Bogen aus der Schale und das Sandbad ist nach wenigen Minuten uninteressant.