Anschaffung

Es ist soweit: der Käfig steht, man hat sich informiert, man war bei einem erfahrenen Halter Degus live erleben und hat sein Herz an die kleinen Knuffels verloren. Und nun?

Bezugsquellen

Vor der Anschaffung der Tiere sollte man sich gut überlegen, wo sie herkommen. Es gibt viele Bezugsquellen für Degus, jedoch sind nicht alle Quellen gut geeignet und es könnte nach dem Einzug der Tiere zu bösen Überraschungen kommen.

  • Zoofachhandel:
    Der Zooladen ist für viele angehende Tierhalter das erste, was einem in den Sinn kommt. Leider ist er aber auch meist die schlechteste Alternative. Die Tiere stammen aus Massenzuchtanstalten oder kommen von unseriösen Züchtern und Vermehrern, wo sie nicht selten unter grausamen Bedingungen gehalten werden. Die Degus werden nicht oder fehlerhaft nach Geschlechtern getrennt, sodass die Weibchen häufig beim Kauf bereits trächtig sind oder man unwissentlich eine gemischtgeschlechtliche Gruppe bekommt. Die Jungtiere werden oft viel zu früh von der Mutter getrennt, sodass sie noch viel zu klein sind und wichtige Verhaltensweisen nicht erlernen können. Zudem sind die Tiere oft beim Einzug bereits krank, da im Zoofachhandel selten eine tierärztliche Behandlung erfolgt. Mit dem Kauf der Degus wird diese Form der Massenvermehrung unterstützt und gefördert und das darf nicht sein. Nähere Informationen zu dem Thema gibt es hier: Kaufen Sie keine Tiere in Zooläden!
  • Kleinanzeigen:
    In Kleinanzeigenportalen werden häufig auch Degus inseriert. Hier gilt es, besonders gründlich zu schauen, um nicht auf Vermehrer hereinzufallen. Ausdrücke wie „wieder“, „viele Farben“ und „jeden Alters“ sind ziemlich sichere Hinweise dafür, dass es sich um einen Vermehrer handelt. Hier gilt das Gleiche wie für Zooläden und diese Anzeigen sollten unbedingt gemieden werden. Es gibt aber auch andere Anzeigen, in denen Degus angeboten werden, weil die Besitzer sich nicht mehr ausreichend um sie kümmern können oder ungeplanter Nachwuchs abgegeben werden soll. Auch hier gilt besondere Aufmerksamkeit. Meist wurden die Tiere nicht artgerecht gehalten, mögliche Krankheiten wurden nicht bemerkt oder einfach nicht behandelt. Auch hier kann es sein, dass die Tiere in gemischtgeschlechtlichen Gruppen leben und die Weibchen bereits trächtig sind oder die Geschlechter falsch bestimmt wurden. Oft handelt es sich wirklich um kleine Notfellchen, die in artgerechter Haltung regelrecht aufblühen. Der neue Halter sollte sich aber unbedingt im Klaren darüber sein, was auf ihn zukommen könnte und für den Ernstfall gerüstet sein – seien es nun Behandlungen im Krankheitsfall oder gegen Parasiten oder ungeplanter Nachwuchs, weil Weibchen bereits trächtig waren. Das kann nicht nur eine Menge Arbeit, sondern auch sehr hohe (Tierarzt-) Kosten bedeuten. Sind bereits Degus oder andere Tiere vorhanden, sollten die Neuankömmlinge im Zweifelsfall unbedingt in einem separaten Quarantänebereich untergebracht werden, um die Ausbreitung eventueller Parasiten oder Krankheiten zu vermeiden. Letztendlich ist es bei den Anzeigen eine Einzelfallentscheidung. Gerade unerfahrenen Haltern ist von dieser Bezugsquelle abzuraten.
  • Seriöse Züchter:
    Seriöse Deguzüchter gibt es nicht, da es keinen Zuchtverband gibt, der Rassestandards vorlegt und strengste Kontrollen durchführt. Die Genetik von Degus ist noch zu wenig erforscht, als dass jemand genug darüber wissen könnte, um derartige Auflagen erteilen zu können. Auch die artgerechte Haltung der Degus kann aufgrund ihres hohen Platzanspruchs nicht gewährleistet werden. Eine begrenzte Wurfanzahl pro Weibchen mit ausreichend langen Pausen dazwischen lässt sich noch am ehesten realisieren, auch wenn dies oft nicht nachgewiesen werden kann. Davon abgesehen, haben Degus aus einer Zucht nicht weniger häufig Zahnprobleme oder sind nicht weniger anfällig für Stoffwechselerkrankungen, sie sind nicht pauschal robuster als andere Degus und auch ihre Lebenserwartung ist nicht höher. Es warten so viele Notfalltiere in Tierheimen und Pflegestellen sehnlichst auf ein schönes Heim, sodass es absolut nicht nötig ist, Tiere absichtlich nachzuproduzieren. Auch von einem als seriös dargestellten Züchter sollte demnach Abstand genommen werden.
  • Tierheime und Pflegestellen:
    Viele Tiere warten in Tierheimen oder in Pflegestellen von Tierschutzorganisationen auf ihr perfektes Zuhause. Es gibt ganze Tierschutzvereine, die sich nur um die Aufnahme, Unterbringung und Weitervermittlung von Notfalldegus kümmern: Deguhilfe Süd e.V.

    Die Tiere sind gesund (bzw. wird der neue Halter genau über eventuelle chronische Krankheiten informiert) und leben in bereits bestehenden harmonischen Gruppen zusammen. Desweiteren erhältst du eine qualifizierte Beratung und Hilfe nach der Übernahme deiner Gruppe.

    Natürlich gibt es auch in anderen Tierschutzvereinen immer wieder Degus zur Abgabe. Da es keine allgemeine Übersicht gibt und Degus auf den Homepages der Tierheime häufig unter Sonstige aufgeführt werden, sofern sie überhaupt explizit gelistet sind, lohnt es sich, die Tierheime der Umgebung abzutelefonieren oder vor Ort vorbeizuschauen, um nach den Pelzkugeln zu fragen.

    Es gibt auch einige private Pflegestellen oder private Abgabetiere. Diese sind häufig im Vermittlungsbereich von tierschutzorientierten Foren zu finden: Vermittlung im Deguforum

Du hast nun die verschiedenen Bezugsquellen für Degus mit all ihren Vor- und Nachteilen kennengelernt und weißt, dass deine neuen Mitbewohner möglichst aus dem Tierschutz kommen sollten. Aber was tun, wenn es in deiner näheren Umgebung im Moment keine Degus in Tierheimen oder privaten Pflegestellen gibt? Zum einen besteht natürlich die Möglichkeit, abzuwarten, bis sich passende Degus in der Umgebung finden. Möchtest du das nicht oder brauchst du dringend Gesellschaft für bereits vorhandene Degus, kannst du dich nach der Möglichkeit erkundigen, von weiter weg Degus mit einer Mitfahrgelegenheit anreisen lassen. Entsprechende Transportketten können im Deguforum organisiert werden.

Allerdings möchten einige Tierheime und Pflegestellen den neuen Halter zunächst persönlich kennenlernen und die Haltungsbedingungen vor Ort überprüfen. Erkundige dich also vorher, ob eine überregionale Vermittlung der gewünschten Tiere überhaupt möglich ist.

Anschaffungs- / laufende Kosten

In der Anschaffung liegt eine Gruppe von 2 – 4 Degus bei etwa 50€.

Da man die Tiere während der warmen Jahreszeiten mit Wiese und Kräutern von draußen füttern kann und sie auch sonst eher karg ernährt werden sollten, ist der finanzielle Aufwand für Futter nicht allzu hoch. Wenn Futter gekauft wird, sollte dieses aber hochwertig sein. Ein großes Paket getrocknete Kräuter, Blätter, Pflanzen und Blüten liegt bei ebenfalls etwa 50€, reicht jedoch für mehrere Monate.

Teuer wird es eher beim Tierarzt. Eine Standarduntersuchung schlägt meist mit etwa 20€ zu Buche. Sollten umfassendere Behandlungen oder weitergehende Diagnostik wie z. B. Röntgen nötig werden, wird es aber schnell dreistellig. Deswegen sollte man immer eine Art Notgroschen für eventuelle Tierarztbesuche zurücklegen!

Transport

Für Degus eignen sich handelsübliche Transportboxen nur bedingt, da sie ihren Nagetrieb gern am Plastik ausleben, welches ihren Zähnen nur wenig Widerstand bietet.

Um einen Ausbruch der Degus beim Transport zu verhindern, eignen sich mittelgroße Aquarien (mit Gitterdeckel) oder selbst gefertigte Holzboxen, die an möglichen Nagestellen mit Aluminiumprofilen oder Lochband gesichert sind. Eine entsprechende Bauanleitung findest du hier.

Die Box muss im Auto natürlich sicher verstaut werden. Am besten stellst du sie auf den Boden hinter den Fahrer- oder Beifahrersitz und arretierst diesen so weit hinten, dass die Box nicht mehr rutschen kann. So kann sie nicht umfallen und wird auch im Falle eines Unfalls nicht durch das Auto fliegen. Eine Befestigung mit dem Gurt hält hingegen nur schlecht. Im Idealfall hast du einen Mitfahrer dabei, der die Box auf dem Schoß hält.

Die Transportbox sollte mit gebrauchtem Einstreu ausgestattet werden, damit die Degus ihren Geruch erkennen und sich möglichst heimisch fühlen. Zum Verstecken eignen sich ein großer Haufen Heu sowie ein Stück Teppichrolle oder eine Korkröhre ganz hervorragend. Letztere ist auch eine gute Hilfe, um die Degus einzufangen und in die Box zu packen. Für längere Fahrten empfiehlt es sich, den Tieren in der Transportbox ein Stück Gemüse anzubieten, an dem sie ihren Flüssigkeitsbedarf decken können. Bei kühler Witterung kann man ihnen ein gesichertes Körnerkissen als Wärmequelle anbieten. Auf jeden Fall sollten die Degus die Möglichkeit haben, etwas zu fressen und sich an einen geschützten Ort zurückzuziehen.

Von Futter- und Wassernäpfen sowie Häuschen oder anderem Inventar sollte unbedingt abgesehen werden. Hier besteht die Möglichkeit, dass die Sachen umkippen oder plötzlich durch die Gegend fliegen (z.B. wenn man mit dem Auto in die Kurve fährt oder stark bremsen muss) und die Degus verletzen oder sogar töten.

Die Degus sollten während des Transports auf keinen Fall Nässe oder Zugluft ausgesetzt werden. Am besten transportiert man sie im Auto bei laufender Heizung (besonders wichtig im Sommer: Klimaanlage gegen Überhitzung!). Um die kleinen Kerlchen nicht noch zusätzlich zu stressen, sollte während der Fahrt auf zu laute Musik verzichtet werden.

Eingewöhnung

Am Anfang sind die Tiere normalerweise recht zurückhaltend und beobachten erstmal aus sicherer Deckung ihre neue Umgebung. Während der Zeit sollte man sie nicht bedrängen, sondern ganz normal eine Routine aufbauen, die die Degus mit einschließt (Futter, Wasser usw.). Gerade Halter extrem scheuer Tiere, die auf jede Bewegung außerhalb des Käfigs mit lautem Warnschrei reagieren, haben Erfolge damit erzielt, ihren Tieren etwas vorzulesen, um sie so an ihre neuen Mitbewohner zu gewöhnen.

Wie lange die Degus brauchen, um anzukommen, ist von Tier zu Tier verschieden. Auf keinen Fall sollte man sie zu irgendetwas zwingen oder gar fangen, um sie zu „streicheln“. Auch Auslauf sollte, solange die Tiere noch nicht futterzahm sind, auf keinen Fall erfolgen, es sei denn, die Degus haben die Möglichkeit, ihn von sich aus aufzusuchen und zu beenden.

Die meisten Deguhalter setzen sich nach einer gewissen Schonzeit für die Tiere einfach vors Gehege, legen ihre Hand hinein und bestechen die neugierigen Nasen mit Leckerlies. So ist schon so manches Eis gebrochen und manch eine tolle Freundschaft entstanden!

Man sollte aber auch respektieren, dass es Degus gibt, die nie Zutrauen fassen. Diesen Tieren lässt man am besten ihre Ruhe, bis sie irgendwann – oder auch nicht! – vielleicht ihren Gruppenkameraden folgen und sich auf den Menschen einlassen.