Die Rennmaus Vergesellschaftung ist wohl eines der schwierigsten Themen unter Rennmaushaltern. Es gibt viele verschiedene Konstellationen und Ansätze. Im Vorfeld weiß man nie genau welche Methode wohl die richtige ist und irgendwie ist alles unklar. Dies ist wohl auch ein Grund weshalb viele Rennmaus Interessierte sich letztendlich gegen die Haltung von Mongolischen Rennmäusen entscheiden.
Im Vorfeld erstmal die wichtigste Tatsache der ganzen Vergesellschaftung: Die einzig wahre und funktionierende Methode zur Gewöhnung zweier Mäuse aneinander gibt es nicht. Oftmals ist es eine Mischung aus unterschiedlichen Methoden und Ansätzen, oftmals muss man auch einen Schritt zurück gehen und es erfordert dem Halter einiges an Mut ab, aber auch Vertrauen in seine Tiere und die Fähigkeit das Verhalten der Mäuse einschätzen zu können.
Kommen wir zu den Konstellationen der Gruppen.
Jahrelange Erfahrung zeigt, dass Zweiergruppen verträglicher sind als Großgruppen. In der freien Wildbahn leben Mongolische Rennmäuse zwar oft in Gruppen in ihren Bauten zusammen, dennoch hat jedes Paar ihr eigenen Bau. In der Heimtierhaltung ist grundsätzlich jede Konstellation denkbar. Aufgrund der Tatsache dass Tierheime und Pflegestellen förmlich überquellen, sollte von der Haltung von zwei gemischt geschlechtlichen Tieren Abstand genommen werden. Mongolische Rennmäuse können prima in gleich geschlechtlichen Zweiergruppen gehalten werden. Auch die Kombination von einem Kastraten mit einem Weibchen oder einem Kastraten und einem Bock sind möglich.
Wie langlebig diese Zweiergruppen sind hängt immer von den Tieren selbst ab.
Wichtig ist ebenfalls dass die Tiere niemals einzeln gehalten werden dürfen. Mongolische Rennmäuse sind Gruppentiere und benötigen einen Partner zum spielen, kommunizieren, putzen und kuscheln.
Methoden und Ansätze der Vergesellschaftung
Sehr bekannt ist die Trenngitter Methode. Diese Methode eignet sich vor allem für adulte Rennmäuse die aneinander gewöhnt werden sollen. Ebenfalls ist diese Methode für Halter empfehlenswert die ihre Rennmäuse noch nicht gut einschätzen können oder bei denen das Verhalten gegenüber anderen Mäusen bisher unbekannt ist. Auch für Langzeitsolos eignet sich diese Methode, die erst langsam an andere Mäuse heran geführt werden sollen. Mit Hilfe eines Trenngitters wird ein Aquarium in zwei gleich große Hälften geteilt. Das Aquarium selbst sollte mindestens 80 cm lang sein. Größer ist natürlich möglich. Beide Hälften können mit einem Häuschen, Laufrad und Sandbad ausgestattet werden. Jede Maus bewohnt in der Zeit der Vergesellschaftung ein Abteil. Durch das Trenngitter können die Mäuse Kontakt zueinander aufnehmen und sich im geschützten Rahmen kennen lernen. Hier kann es aufgrund des Trenngitters zu keinen Verletzungen kommen. Während der Vergesellschaftung werden täglich die Mäuse in die jeweils andere Hälfte gesetzt, sodass sie den Geruch der anderen Maus annehmen können.
Nach ca 10-14 Tagen besteht die Möglichkeit die Tiere gemeinsam in ein verkleinertes Abteil des Trenngittergeheges zu setzen. Alternativ können die Mäuse auch in eine Transportbox oder Faunabox mit Einstreu aus beiden Abteilen gesetzt werden. In dieser Phase müssen die Mäuse mehrere Stunden und ständiger Beobachtung stehen, da es sonst zu schweren Verletzungen oder gar zum Tod einer Rennmaus kommen kann.
Als Alternative kann die Großraummethode genutzt werden. Hier kann zum Beispiel die Badewanne genutzt werden. Diese Methode eignet sich für Tiere die mit der Enge in einem Vergesellschaftungsaquarium nicht klar kommen und für Halter die ihre Tiere gut lesen können.
In der Badewanne wird ein wenig Futter verteilt, dann werden die Mäuse rein gesetzt. Der Halter sollte mit einem Kochlöffel, Handfeger o.Ä. bewaffnet sein um die Tiere im Falle einer Aggression zu stören.
Unter Aufsicht des Halters bleiben die Mäuse eine oder mehr Stunden in der Badewanne um die zukünftige Partnermaus kennen zu lernen. Die Badewanne bietet genügend Platz sodass eine Maus flüchten kann wenn sie von der anderen Maus angegriffen wird. Ist das Verhalten in der Badewanne friedlich dürfen die Mäuse in eine größere Transportbox oder Faunabox umziehen. Ideal ist es wenn die Tiere hier alleine reinklettern.
Bei friedlichen Tieren wird dann jeden Tag etwas Platz oder Inventar dazu gegeben.
Die Methoden und Ansätze wurden heute nur kurz angerissen und wenig ausführlich beschrieben. Gerne besprechen wir die Vorgehensweise und die mögliche Konstellation im Zuge einer Beratung noch ausführlich. Wie oben beschrieben kommt es bei der Vergesellschaftung immer auf die Persönlichkeit und die Eigenschaften der Rennmäuse an. Selbst erfahrene Pflegestellen und „Rennmaus – Vergesellschafter“ müssen manchmal etwas rumprobieren bis eine Vergesellschaftung klappt. Daher ist eine Beratung im Vorfeld sehr wichtig um mögliche Konstellationen und Vorgehensweisen durchzusprechen. Auf der Homepage des Nagerschutz e.V. findest du die Ansprechpartner für Mongolische Rennmäuse: Zu unseren Ansprechpartnern
Das Sozialverhalten der Rennmaus
Mongolische Rennmäuse sind hoch soziale Tiere, die auf gar keinen Fall alleine gehalten werden dürfen. Gerade Vergesellschaftungen sind Phasen in denen man das Sozialverhalten der Tiere sehr gut beobachten kann. In der Regel zeigen die Tiere während dieser Phase fast alle Verhaltensweisen.
Das bekannteste Verhalten ist das Trommeln. Die Maus springt und schlägt dabei mit den Hinterpfoten auf den Boden um so ein Trommelähnliches Geräusch zu erzeugen. Die Rennmaus möchte damit ihre Artgenossen vor Gefahren oder einem Eindringling in das eigene Revier warnen.
Ebenfalls oft zu sehen ist das langgestreckte Reiben des Bauches auf dem Boden. Unter dem Bauch der Mongolischen Rennmaus befindet sich die Duftdrüse. Diese Duftdrüse sondert ein zähes weiß-gelbliches Sekret ab mit dem die Rennmaus ihr Revier markiert. Gerade während einer Vergesellschaftung versuchen die Mäuse viel zu markieren.
Eigentlich sieht man die Mäuse bei jeder Vergesellschaftung boxen. Hier stehen die Mäuse auf ihren Hinterpfoten und schlagen mit ihren Vorderpfoten in Hals-/Gesicht- und Brustbereich der anderen Maus.
Dies dient ebenfalls dazu die Rangordnung zu klären. Solange das Boxen ohne Blut abläuft, sollten die Rennmäuse dies auch tun dürfen.
Auf diesem Foto lässt sich gut die sogenannte U- Stellung erkennen. Hier ist Vorsicht geboten. In der Regel schließt sich an die U – Stellung immer ein beissendes Rennmaus Knäuel an, dass umgehend vom Halter getrennt werden sollte. Vereinzelte Tiere erkennen den Ernst der Lage und unterwerfen sich sobald die andere Maus die U – Stellung einnimmt. Andere Mäuse lassen es drauf ankommen und es kommt zu einem oftmals blutigen Streit um die Rangordnung.
Eine Vergesellschaftung bedeutet immer Stress, für die Mäuse als auch den Halter. Aber ist sie erfolgreich entschädigt das Resultat doch immer beide Seiten 🙂
Also traut euch oder sprecht uns an, wenn auch eure Solo-Renner endlich wieder Gesellschaft haben sollen!