Degu-Donnerstag die Fünfte

Hallo,
da bin ich mal wieder! Es freut mich echt, so treue Leser wie Euch zu haben.
Aber ich kann’s ja verstehen: wir Degus sind halt auch echt super interessant! O:-)

Ihr habt ja schon einige Fotos gesehen, wie ich meine Kumpels knuddle und bekuschle. Wir Degus sind extrem gesellig und mögen es überhaupt nicht, wenn wir keine Artgenossen als Kuschelpartner haben.
Wer soll uns denn dann das Fell putzen? Oder mal an genau der richtigen Stelle kratzen, wenn’s uns juckt?

– Genau. Sorry, Mensch, Ihr könnt das einfach nicht richtig und wisst auch nicht, wie wir es gern mögen!

 

Bitte haltet uns als niemals alleine! Solltet Ihr keine Lust mehr auf die Deguhaltung haben, dann sucht bitte rechtzeitig nach einem Zuhause, in dem wir artgerecht gehalten werden und wo es im Idealfall auch neue Freunde für uns gibt! Eine Vermittlung von Degus kann gut und gerne Wochen, Monate und im schlimmsten Fall sogar Jahre dauern. Meine Brüder und ich haben zwei Jahre in der Pflegestelle gesessen – und ich weiß von Degus, die erst nach vier Jahren das Tierheim verlassen konnten!

Wenn Ihr bedenkt, wie alt wir Degus werden können, ist das ganz schön grausam … dass manche von uns zum Teil unser ganzes Leben lang kein richtiges Zuhause hatten! 🙁

 

Es kann immer mal passieren, dass einem von uns etwas passiert und Eure muntere Zweier-Kuschelgruppe nicht mehr rockt. Dann sitzt der Zurückgebliebene meist sehr traurig da. Er hat nicht nur seinen besten Freund und Kumpel verloren, sondern ist plötzlich auch ganz alleine! Das bedeutet für Gruppentiere wie uns echt das Schlimmste. Ohne Gruppe fühlen wir uns total unsicher – wer soll denn auf Gefahr achten, während wir dösen wollen?!

Deswegen möchten wir nie ganz ohne Gesellschaft sein.

 

Trenngitter

Für eine Zusammenführung mit fremden Degus ist ein Trenngitter absolut wichtig. Wir können nämlich ganz schöne Idioten sein, solange wir jemand nicht kennen! Deswegen ist es wirklich wichtig, dass Ihr fremde Tiere unter keinen Umständen einfach zusammensetzt.
Eine Zusammengewöhnung benötigt Fingerspitzengefühl, Zeit und häufig auch viel Geduld. Am besten lasst Ihr
Neuankömmlingen erst einmal Zeit, in ihrem neuen Revier (alte Einstreu mitnehmen, wenn möglich) „anzukommen“ und ermöglicht uns allenfalls Schnupperkontakt. Dafür eignet sich ein doppeltes Trenngitter aus nagesicherem Draht (z. B. Casanet) mit einem Gitterabstand von 2-3 cm am besten. Dort haben wir die Möglichkeit, unsere Artgenossen bereits wahrzunehmen und mit ihnen zu kommunizieren, können uns im Fall von Aggressionen jedoch nicht verletzen.
Wenn wir uns am Trenngitter gut benehmen, könnt Ihr nach einigen Tagen der Eingewöhnung anfangen, die
Sandbäder oder, bei zutraulicheren Tieren, die Käfigabteile zu tauschen. Auf diese Weise vermischt sich unser Geruch mit dem der “Neuen”. Das muss sein, weil wir einander ja „riechen lernen“ müssen, bevor es an eine spätere Begegnung ohne Trenngitter geht! Ganz wichtig dabei ist, dass Ihr unseren Käfig nur so wenig wie möglich reinigt, damit Ihr den entstehenden Gruppengeruch nicht immer wieder wegputzt. Wenn Ihr unseren „Duft“ aber gar nicht mehr ertragen könnt, solltet Ihr Euch auf ein Minimum beschränken, nur in den eindeutigen „Pinkelecken“ die Einstreu austauschen und immer einen möglichst großen Teil der alten Streu weiterverwenden. Um uns an die Gegenwart der Neuen zu gewöhnen, probiert Ihr alle möglichen Tricks aus. Uns am Trenngitter zu füttern und die Schlafplätze dort einzurichten, kann natürlich helfen – aber seit wann halten sich Degus an das, was Ihr von uns wollt? 😉
Für Euch bedeutet diese Trenngitter-Phase eine große Aufgabe. Ihr müsst uns genau beobachten und unser Verhalten richtig beurteilen. Reagieren wir aggressiv auf die Artgenossen (z.B. erkennbar am Zähne
klappern, Schwanz schlagen oder Gitter reißen), springen wir das Gitter an und wollen wir die anderen Tiere ganz
offensichtlich angreifen, ist weiterhin Geduld gefragt. Wenn wir jedoch freundlich aufeinander reagieren,
vielleicht miteinander zwitschernd am Gitter kommunizieren, könnt Ihr den nächsten Schritt einer Zusammenführung wagen.

Vorsicht: Auch jetzt gibt es noch keine Garantie, dass das tatsächliche Zusammentreffen freundlich verläuft! Am besten entfernt Ihr zunächst die Einrichtungsgegenstände, an denen wir uns verletzen oder wo wir einander in die Enge treiben können, aus dem Käfig und öffnet dann einen Teil oder auch den gesamten Käfig, wobei Ihr darauf  achten solltet, dass Ihr gut an allen Stellen eingreifen könnt. Dies ist wichtig, damit Ihr im Falle einer Eskalation rasch handeln und schlimme Verletzungen verhindern könnt! 

Oftmals wird dazu geraten, uns einander auf neutralem Gebiet begegnen zu lassen. Dies ist eine Möglichkeit, wenn Ihr zum Beispiel der größeren Gruppe einen komplett neuen Käfig zur Verfügung stellt. Sollen wir aber nach der Vergesellschaftung in unserem alten Käfig zusammenleben, ist es ratsam, auch darin zu vergesellschaften. Anderenfalls kann es passieren, dass wir trotz zunächst geklärter Rangfolge im neutralen Gebiet, im Käfig erneut Streit anfangen.

Wir Degus müssen miteinander ausmachen, wer den Chefposten innehaben wird. Nur in sehr seltenen Fällen geht eine Vergesellschaftung ohne Rangeleien und kleinere Streitigkeiten vonstatten. Boxkämpfe und  Dominanzverhalten sind daher vollkommen normal. Bitte passt aber auf, dass keiner von uns übermäßig stark gejagt wird und dass es nicht zu bösen Auseinandersetzungen kommt, bei denen wir uns ineinander verbeißen und als Fellkugel durch den Käfig fliegen, ohne voneinander abzulassen. Falls wir das tun, geht bitte dazwischen und trennt uns! Oft reicht schon ein lauter Ausruf, damit wir vor Schreck vergessen, was eigentlich los war, und den Kampf abbrechen – falls nicht, müsst Ihr in den Käfig greifen. Dabei solltet Ihr auf jeden Fall dicke Handschuhe tragen, denn wir können in unserer Wut nicht auseinanderhalten, was ein anderer Degu und was Eure Hand ist.

Folgen eines Degubisses
Folgen eines Degubisses

Und unsere Bisse tun richtig weh!

Eine Vergesellschaftung abbrechen und uns wieder trennen solltet Ihr erst, wenn die Situation vollständig eskaliert ist und es zu bösen Verletzungen kommt. Kratzer und kleine Bisswunden (die aber durchaus bluten können) kommen leider häufig vor und sind die typischen „blaue Flecke“ bei einer Zusammenführung. Tiefe Wunden und dauerhafte Jagden ohne „Verschnaufpausen“ über einen langen Zeitraum sind jedoch Zeichen, dass Ihr uns zuliebe die Vergesellschaftung besser stoppen solltet. Immerhin sperrt Ihr uns in ein Revier, aus dem wir selbst nicht fliehen können. In der freien Wildbahn würde sich ein Degu, wenn er im Kampf den Kürzeren gezogen hat, zurückziehen, um nicht bis zum Tod kämpfen zu müssen. Diese Möglichkeit haben wir bei Euch aber nicht! Deswegen bietet uns bitte einen Ausweg.

Bitte macht Euch klar, dass jede Vergesellschaftung so individuell ist wie jeder einzelne Degu. Wenn Ihr Euch unsicher seid, wendet Euch am besten direkt an eine in Vergesellschaftungsfragen erfahrene Person (z.B. auf unserer Internetseite im Bereich Ansprechpartner), die Euch dann entweder telefonisch oder im Idealfall direkt vor Ort die Lage einschätzen hilft!

Putzen
Vorsichtiges Putzen

Wenn wir anfangen, einander zu putzen, miteinander zu zwitschern oder nebeneinander zu schlafen, könnt Ihr schon mal aufatmen – jedoch ist es auch dann noch nicht ganz überstanden. Während der ersten Tage nach einer Vergesellschaftung solltet Ihr immer noch ein besonderes Auge auf uns haben und uns sehr gut beobachten, weil es auch dann sein kann, dass wir plötzlich wieder anfangen zu streiten.
Auch wenn die Methode, die ich Euch hier vorstelle, sehr langwierig und kompliziert erscheint, kann ich nicht empfehlen, andere, angeblich schnellere Vergesellschaftungsmethoden anzuwenden!

Auf keinen Fall solltet Ihr auf die Idee kommen, uns mit Duftstoffen oder ätherischen Ölen einzureiben, um unseren Eigengeruch anzugleichen. Das funktioniert zum einen nur vorübergehend. Zum anderen bedeutet es für uns viel Stress. Auch sind mögliche Gesundheitsrisiken, wenn wir im Rahmen der Fellpflege die Substanzen aufnehmen, nicht auszuschließen.

Ich mein, mal ehrlich – bäh!!!

Eine weitere Methode, von der ich dringend abraten möchte, weil sie jede Menge Stress und Ärger darstellt, ist die viel propagierte „Kleinstraummethode“, bei der Ihr uns einfach zusammen auf engem Raum einsperrt, zum
Beispiel in einen Transportbehälter. Abgesehen von den hochkochenden Emotionen, wenn wir auf einmal mit fremden Tieren aufeinander sitzen, bedeutet die Kleinstraummethode höchsten Stress. Darüber hinaus ist es durchaus möglich, dass wir einander dabei beißen und schwer verletzen. Auch kann es passieren, dass die scheinbare Harmonie danach nicht von langer Dauer ist.
Ihr solltet bei Zusammenführungen immer zuerst an unser Wohl denken und grundsätzlich eher zu vorsichtig als zu rasch vorgehen. Generell bedeutet jede Zusammenführung Stress, weil wir immer einen Kampf austragen müssen oder es zumindest zu Rangeleien kommt, um die Rangfolge abzuklären. Nur in Einzelfällen gibt es bei uns Degus „Liebe auf den ersten Blick“!

Auch sonst solltet Ihr in eine harmonische, bestehende Gruppe wenn überhaupt nur in absoluten Ausnahmefällen eingreifen. Ein langjähriger Grundsatz der Deguhaltung lautet, „never touch a running system“ – greife nie in ein funktionierendes Gruppengefüge ein.

Bruderliebe
Ein eingespieltes Team!

Wenn Ihr Euch das vor Augen führt, dann ergibt sich logisch, dass Vergesellschaftungen eher die Ausnahme und keinesfalls die Regel sein sollten, weil eine Hierarchie ein äußerst sensibles Gefüge ist, das man am besten
weitestgehend in Ruhe lässt.

 

Vielen Dank, auch diese Woche, für Euer aller Aufmerksamkeit. Ich hoffe, Ihr habt was gelernt! 😛

 

Vielen Dank auch an die Deguhilfe Süd, die meiner Mama und mir diese ganzen Tipps zur Aufarbeitung überlassen hat! Hier geht’s zum Original-Merkblatt.

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