Heute möchte ich euch den Mäuserich Vision vorstellen. Vision ist nun schon 7 Monate alt und wohnt seit 5 Monaten in meiner Pflegestelle. Er hat also fast sein ganzes bisheriges Leben bei mir verbracht und trotzdem ist es nicht genug. Fast all seine Probleme wären ihm erspart geblieben, wenn er nur ein bisschen früher zu mir gefunden hätte.
Anfang Oktober letzten Jahres ist er gemeinsam mit seinen 4 Brüdern bei mir eingezogen. Ihre Halterin wusste nicht mehr weiter. Die Jungs gingen ständig aufeinander los, bekämpften sich bis auf’s Blut und das Geld für die dringend notwendigen Kastrationen fehlte. Direkt nach ihrer Ankunft bei mir habe ich die Jungs zum Tierarzt gebracht und alle 5 haben die Kastration problemlos überstanden. Trotzdem waren die Aggressionen schon viel zu tief in den kleinen Mäuseköpfen verwurzelt und die ständigen Streitereien haben Spuren hinterlassen. Die 5 sollten eigentlich zu ihrer Halterin zurückziehen und dort in einer großen Gruppe leben, aber Vision und sein Bruder Waide haben auch einige Wochen nach der Kastration nicht aufgehört, ihre Brüder zu schikanieren. So blieben die beiden bei mir und lebten erstmal eine Weile zu zweit. Leider ist so ein Verhalten bei Farbmausböcken, die erst kastriert werden, nachdem sich das typische Bockverhalten richtig ausgebildet und gefestigt hat, keine Seltenheit. Diese Mäuseriche stellen uns beim Thema Vergesellschaftung oft vor große Herausforderungen, haben deswegen schlechte Vermittlungschancen und kommen auch häufig aus Vermittlungen zurück, weil sie sich in ihrer Gruppe plötzlich doch nicht mehr verstehen. So sollten wenige Wochen später auch zwei der drei Brüder, die wie geplant zu ihrer Halterin zurück gezogen waren, zu mir zurückkommen. Solche Mäuseriche müssen meist in einer eigenen Kleingruppe leben und bringen unsere Kapazitäten schnell an ihre Grenzen.
So richtig glücklich schienen Vision und Waide zu zweit aber auch nicht zu sein. Da sich kurzfristig keine Endstelle fand, in der die beiden eine nette Damengruppe kennenlernen konnten, habe ich beschlossen, ihnen bei mir 4 Damen vorzustellen. Anfangs lief auch alles sehr gut, die 6 haben sich gut verstanden und Vision und Waide waren zwar sehr forsch, aber doch freundlich zu ihren Mädels. Nach einigen Wochen begann Vision schließlich, sich abzukapseln. Eines der Mädels verscheuchte ihn immer wieder, es ging sogar so weit, dass Vision sich in einer Ecke des Geheges verschanzte und sofort in den Vorwärtsangriff ging, wenn ihm eine der anderen Mäuse zu nahe kam. So konnte es nicht weitergehen. So kam es, dass Waide gemeinsam mit den 4 Mädels in ihr neues Zuhause zog, während Vision wieder einmal bei mir blieb.
Natürlich sollte Vision nicht alleine bleiben. Kurz darauf stellte ich ihm 5 nette, junge Mäusedamen vor. Diesmal lief die Vergesellschaftung von Anfang an sehr gut und Vision schien einfach nur glücklich über die Gesellschaft. Endlich hatte er ein paar freundliche Mäuse kennengelernt!
Trotzdem sind damit nicht alle Probleme gelöst. Das andere große Problem ist seine Gesundheit. Während all der Zeit litt er ständig an einem Atemwegsinfekt. Das Antibiotikum hat jedes Mal sehr gut angeschlagen und er ist schnell wieder fit geworden, aber doch kehrte der Infekt nach wenigen Wochen immer wieder zurück. Wahrscheinlich spielt der ganze Stress, den er mit den anderen Mäusen hatte, dabei auch eine große Rolle, ich befürchte aber, dass er sein Leben lang besonders anfällig für Atemwegsinfekte sein wird. Vor 4 Wochen musste er sich außerdem einer OP unterziehen. Seitlich an seinem Hals hatte sich ein Knubbel gebildet. Einer seiner Brüder hatte einen ganz ähnlichen Knubbel an gleicher Stelle ausgebildet, es scheint also etwas genetisches zu sein. Vision hatte Glück und der Knubbel konnte vollständig entfernt werden. Er hat die Operation ohne Probleme überstanden und war bereits am nächsten Tag wieder ganz der Alte. Trotzdem kann es natürlich sein, dass der Knubbel irgendwann wieder kommt.
Das größte Problem ist wohl, dass er sich ab und an die Nase, Ohren und manchmal auch den Nacken wund und blutig kratzt. Dafür konnte bisher keine Ursache gefunden werden. Auf alle möglichen Parasiten ist er bereits untersucht worden, jedoch ohne Ergebnis. Es könnte ein Nährstoffmangel sein oder an zu geringer Luftfeuchtigkeit liegen, oder auch eine Allergie sein. Die Diagnose ist leider sehr schwierig und ich kann nur ausprobieren, was ihm hilft oder Linderung verschafft.
Trotz all dieser Krisen wünscht sich Vision nichts sehnlicher als endlich in sein Traumzuhause zu ziehen. Er ist eine echte Charaktermaus und zaubert mir trotz aller Probleme mit seiner Art ständig ein Lächeln in’s Gesicht, wenn er zum Beispiel die Medikamentengabe mal wieder ganz tapfer über sich ergehen lässt, anschließend die Augen zukneift und mir ganz leicht in den Finger zwickt, als würde er sagen wollen „Hör mal, das war jetzt aber blöd von dir!“. Normalerweise würde eine Maus mit seiner Geschichte als Für-immer-Schützling bei mir bleiben, jedoch möchte ich ihn nicht in meine Gruppe integrieren. Er sollte vorerst keine erneute Vergesellschaftung durchmachen müssen. Für eine weitere dauerhafte Gruppe habe ich leider keinen Platz. Deshalb hoffe ich sehr, dass sich ein lieber Mensch findet, der bereit ist, Vision und seiner Gruppe ein tolles Zuhause zu schenken und besonders Vision liebevoll umsorgt.
Wenn Vision und seine Mädels es in dein Herz geschafft haben, schau doch mal hier:
[47228 – Pflegestelle Duisburg] – Vision und seine Mädels (1mk, 5w)