Mongolische Rennmäuse – (K)Ein Haustier?
Mongolische Rennmäuse haben sich in den letzten Jahrzehnten zu beliebten Haustieren etabliert.
Auf den ersten Blick sind diese Tiere die geeigneten Gefährten für Zuhause.
Freundlich, sehr neugierig, tagaktiv, geruchsarm und nicht zuletzt unglaublich niedlich.
Man kann wunderbar beobachten, wie sie Tunnel buddeln, ihr Gehege nach ihren Vorstellungen gestalten und als sehr soziale Tiere sich gegenseitig putzen und kuscheln.
Bevor man aber über die Anschaffung von Mongolischen Rennmäusen nachdenkt, muss man auch den zweiten Blick riskieren.
Und um diesen, besonders wichtigen, geht es in diesem Artikel.
Mongolische Rennmäuse sind sehr soziale Tiere, die Artgenossen zwingend brauchen. Kein Mensch kann ein Partnertier ersetzen. Die Fellpflege, das Kuscheln im Nest, das Spielen, etc. ist für die Tiere enorm wichtig und machen eine Paarhaltung alternativlos.
Mongolische Rennmäuse sind sehr territorial. Sie bilden Reviere und verteidigen diese zur Not bis aufs Blut. Je größer eine Gruppe ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Streitigkeiten kommt und die Gruppe zerfällt.
Die ideale Haltungsgröße besteht aus zwei Tieren. Hier kommen wir zum ersten „ABER“ bei der Rennmaushaltung. Auch eine Haltung von zwei Tieren bedeutet in keinem Fall, dass es ausgeschlossen ist, dass die Tiere sich zerstreiten und getrennt werden müssen. Gerade bei jungen Rennern, die sich in der Flegelphase befinden, kann es zu unüberbrückbaren Differenzen kommen. Aber auch Tiere, die schon zwei Jahre harmonisch zusammenleben, können sich von einem auf den anderen Tag zerstreiten.
Dann stellt sich unweigerlich die Frage „was tun?“. Ist man bereit, ein zweites Gehege aufzustellen und jeder Maus einen neuen Partner zu holen? Oder ist man bereit, eines der Tiere abzugeben?
Egal wie man sich entscheidet, eines steht fest. Die Tiere dürfen nicht alleine gehalten werden, also muss ein neuer Partner her.
Und da kommen wir zum zweiten „ABER“. Die Vergesellschaftung.
Wie bei vielen anderen Tierarten auch, kann man nicht hingehen und einfach ein neues Tier zum anderen setzen. Wenn man dies tut, wird eines der Tiere im besten Fall verjagt. Im Schlimmsten getötet. Wie oben bereits geschrieben, verteidigen Rennmäuse ihr Revier zur Not bis aufs Blut. Und das kann auch in einem tödlichen Kehlbiss enden.
Eine Vergesellschaftung von Mongolischen Rennmäusen braucht eine gute Vorbereitung und Information, viel Geduld und vor allem Zeit. Es gibt Einzelfälle, in denen eine Vergesellschaftung in ein paar Stunden erfolgreich beendet werden kann. Oftmals zieht sie sich aber über Tage. Man muss damit rechnen, dass man einen oder mehrere Tage damit verbringt, bei den Tieren zu sitzen, immer bereit, einzugreifen, um Verletzungen und Schlimmeres zu verhindern.
Worüber man sich auch bewusst sein muss ist die Tatsache, dass es keine Garantie gibt, dass eine Vergesellschaftung funktioniert. Wie beim Menschen auch gibt es Konstellationen, die nicht passen. Man kann sich noch so viel Mühe geben, die Tiere mögen sich einfach nicht.
Was dann? Kann man das Tier zurückgeben? Oder ist man bereit, ein weiteres Gehege aufzustellen?
Diese Fragen stellen sich natürlich nicht nur im Fall, dass sich eine Gruppe zerstreitet. Diese Fragen stellen sich automatisch, wenn eines der Tiere verstirbt.
Wenn wir über Gehege sprechen, kommen wir zum dritten „ABER“. Das Gehege und vor allem seine Größe. In Zooläden werden viele Käfige und Terrarien angeboten. In der Regel sind diese aber allesamt gänzlich ungeeignet. Wie bei allen Tieren gilt für die Haltung im Gehege, je größer desto besser. Der Nagerschutz e.V. empfiehlt eine Mindestgröße von 120 cm x 60 cm x 60 cm. Idealerweise mit einer weiteren Etage, um noch mehr Fläche zu schaffen. Je größer das Gehege, desto besser. Gitterstäbe eignen sich in keinem Fall, da Renner keine geübten Kletterer wie z.B. Farbmäuse sind und die Gefahr besteht, dass sie z.B. mit einer Pfote in den Stäben hängen bleiben und sich diese brechen.
(Die gezeigten Gehege haben die Maße 150 cm x 65 cm x 60 cm (LxBxH). Sie beinhalten eine Voll- und eine Teiletage.)
Hat man den Platz, so ein Gehege zu stellen? Kann man den Tieren vielleicht sogar einen zusätzlichen Auslauf bieten, welchen sie dankbar annehmen?
Rennmäuse buddeln für ihr Leben gerne. Sie brauchen Versteckmöglichkeiten. Viel Abwechslung an Knabbermöglichkeiten, etc. Ein großes Laufrad darf nicht fehlen, genauso wenig wie geeigneter Sand zum Baden. Das Futter muss abwechslungsreich und ausgewogen sein.
Dies alles kostet Geld. Wer denkt, dass es ja „nur“ Mäuse sind, die nicht viel kosten, liegt hier falsch. Auch diese kleinen Steppenbewohner haben große Ansprüche. Will und kann man diesen gerecht werden?
Auch wenn es immer wieder heißt, dass diese Tiere selten krank werden, muss man jederzeit damit rechnen, dass ein Gang zum Tierarzt nötig wird. Hier kommen wir zum vierten „ABER“. Mongolische Rennmäuse sind Fluchttiere und in der freien Wildbahn sind kranke und schwache Tiere einfache, potenzielle Beute. Daher setzen Rennmäuse alles daran, eine Krankheit so lange wie möglich geheim zu halten. Wenn der Mensch feststellt, dass ein Tier krank ist, ist schnelles Handeln überlebenswichtig.
(Eine ungefährliche Wucherung, die immer wieder aufgekratzt wird und behandelt werden muss)
Die Tiere müssen jeden Tag auf Verhaltensauffälligkeiten und Veränderungen an Fell, Augen, Nase, etc. kontrolliert werden. Sprich, man muss sie beobachten. Hat man die nötige Zeit dazu? Ist man bereit, sich so umfassend zu informieren, um eine mögliche Erkrankung frühzeitig zu erkennen? Hat man einen Tierarzt in der Nähe, der sich mit dieser Tierart auskennt? Und vor allem ist man in der Lage und/ oder gewillt, das nötige Geld für eine Behandlung aufzubringen. Auch wenn die Tiere klein sind, kann eine Behandlung beim Tierarzt 100 EUR deutlich übersteigen.
Unsere Erfahrungen in der Beratung zeigen uns immer wieder, dass in vielen Fällen zukünftige Halter über die oben genannten Gegebenheiten nicht oder nur unzureichend aufgeklärt sind. Erst wenn die Tiere sich zerstreiten, verletzt haben, krank werden oder ein Tier verstirbt, stellen sich diese Frage und nicht selten kommt dann die Erkenntnis, dass man diese nicht mit „Ja“ beantworten kann und im Sinne der Tiere handeln kann. Nicht selten bekommen wir zu hören „Hätten wir das gewusst, hätten wir uns niemals diese Tiere geholt“. Dann ist es aber zu spät.
Daher gilt wie bei jedem anderen Tier, vielleicht aber auch aufgrund der besonderen Anforderungen im besonderen Maße, sich genau zu informieren und genau zu überlegen, ob man diese Anforderungen erfüllen kann und will.
Unsere Ansprechpartner für Mongolische Rennmäuse beraten sehr gerne über alle zu beachtenden Dinge vor der Anschaffung dieser Tiere.