Systematik: Der Campbell-Zwerghamster gehört neben dem Roborowski- und dem Dsungarischen Zwerghamster ebenfalls zur Gattung der Kurzschwanz-Zwerghamster (phodopus). Wissenschaftler sind sich allerdings bis heute nicht einig, ob er innerhalb dieser Gattung eine eigene Art darstellt oder dem Dsungarischen Zwerghamster als Unterart zugeordnet wird. Der wissenschaftliche Name lautet Phodopus campbelli. Der Campbell-Zwerghamster ist nach Charles William Campbell benannt, der ihn am 1. Juli 1902 in der Mongolei entdeckte.
Natürlicher Lebensraum: Campbell-Zwerghamster bewohnen Steppen und Halbwüsten der Mongolei, des nordöstlichen Chinas, der Regionen Daurien und Tuwa in Sibirien und den sibirischen Teil des Altai-Hochgebirges. Dort sind sie extremer Kälte bis hin zu -30°C und häufiger Wasserknappheit ausgesetzt. Der Bau dieser Hamsterart besteht aus einem waagerechten Gang, der bis zu einem Meter lang ist. In diesen Gang münden 4 bis 6 senkrechte Schächte. Die Nestkammer befindet sich etwa 25 – 30cm unter der Erdoberfläche und wird mit trockenem Gras und Schafwolle gepolstert. Auch er legt einen Nahrungsvorrat in seinem Bau an. Sehr häufig bewohnt er verlassene Bauten von anderen Tierarten. So sind die Bauten von mongolischen Rennmäusen auf der mongolischen Hochebene ein favorisierter Unterschlupf.
Ähnlich wie der Dsungarische Zwerghamster ernährt sich auch der Campbell-Zwerghamster größtenteils von Pflanzensamen. Insekten machen lediglich einen kleinen Teil der Nahrung aus.
Die Populationsdichte ist niedrig, jedoch nicht gefährdet. Typische Fressfeinde des Campbell-Zwerghamsters sind Uhus, Steppenfüchse, Bussarde und Falken.
Körperliche Merkmale, Verhalten und Fortpflanzung: Ein ausgewachsener Campbell-Zwerghamster hat eine Körperlänge von 8-10cm. In der Natur liegt das durchschnittliche Gewicht bei 23,4gr, in der Heimtierhaltung ist es mit 30-50gr sehr viel höher. Der Schwanz ist 0,4 bis 1,4cm lang, die Ohren weisen eine Länge von 1,3-1,5cm auf. Genau wie beim Dsungarischen Zwerghamster ragen sie deutlich aus dem Fell heraus, haben im Vergleich aber eine deutlich spitzere Form. Auch die Kopfform ist deutlich spitzer als beim nah verwandten Dsungaren. Wie die anderen vorgestellten Arten haben sie eine Duftdrüse am Bauch und seitliche Backentaschen.
Das Fell ist im Sommer bräunlich-gelb mit schwarzen Spitzen. An den Lippen und den Backen ist das Fell cremeweiß, an der Kehle, dem Bauch, dem Schwanz und den Gliedmaßen ist es ein wenig dunkler cremefarben bis braungelb. Im Winter wird lediglich das Fell auf dem Rücken gräulicher und der Gelbstich verschwindet. Auf dem Rücken befindet sich ein deutlich abgegrenzter Aalstrich in dunkelbraun. Ähnlich wie Dsungaren haben auch Campbells an der Seite eine Dreibogenlinie, die das helle Fell der Unterseite vom dunkleren Rückenfell trennt. Bei Campbells ist diese Dreibogenlinie jedoch braungelb und wirkt verwaschen. In der Heimtierhaltung ist der Campbell-Zwerghamster bereits in vielen Farben von weiß, schwarz bis hin zu beige und gescheckt gezüchtet worden.
Aufgrund der extremen Kälte und Wasserknappheit in ihrem natürlichen Lebensraum leben Campbell-Zwerghamster in der Natur in monogamen Dauerpatenschaften, Männchen und Weibchen leben also dauerhaft zusammen und das Männchen ist auch bei der Aufzucht der Jungen maßgeblich beteiligt, um die Anstrengungen für das Weibchen möglichst gering zu halten. Anders als Dsungarische Zwerghamster pflanzen sie sich das ganze Jahr über fort. Die Zeit, die für die Fortpflanzung günstig ist, ist in ihrem Lebensraum viel zu kurz, sodass die Erhaltung der Art bei saisonaler Fortpflanzung nicht gewährleistet wäre. Die Tragzeit beträgt lediglich 18 Tage, die Jungtiere werden nach 17 Tagen bereits entwöhnt und die Mutter kann sofort nach der Geburt wieder gedeckt werden. Aus diesem Grund ist es in der Heimtierhaltung entscheidend, die Jungtiere am 29. Tag nach Geschlechtern zu trennen! Nach der Aufzucht der Jungen leben die Eltern und die Nachkommen in der Natur häufig noch einige Zeit in harmonischen Gruppen zusammen. Üblicherweise gibt es ein Alphapärchen, das andere dominante Tiere aus der Gruppe vertreibt.
Wie die anderen Phodopus-Arten ist auch der Campbell-Zwerghamster dämmerungs- und nachtaktiv. Seine Lebenserwartung beträgt in der Natur 1,5 Jahre. In der Heimtierhaltung ist eine Lebenserwartung von 2 Jahren üblich, jedoch sind auch 2,5 – 3 Jahre möglich.
Besonderheiten in der Heimtierhaltung: Campbell-Zwerghamster sind in der Natur keine Einzelgänger. Die Gruppenhaltung dieser Tiere ist möglich, gestaltet sich aber äußerst schwierig und sollte ausschließlich von erfahrenen Hamsterhaltern probiert werden. Problematisch erweist sich dabei, dass die meisten der als Heimtiere erhältlichen Zwerghamster Hybriden aus Dsungaren und Campbells sind, was sich negativ auf das Sozialverhalten auswirkt. Die Reinerbigkeit, die für eine erfolgreiche Gruppenhaltung erforderlich ist, kann in den seltesten Fällen überprüft werden.
Aufgrund der kalten Temperaturen in ihrem natürlichen Habitat reagieren sie sehr empfindlich auf Hitze. Zusätzlich ist das Diabetesrisiko wegen des kargen Nahrungsangebots in der Natur bei dieser Hamsterart extrem hoch, sodass auf Zucker und Obst in der Ernährung unbedingt vollständig verzichtet werden sollte. In allen anderen Aspekten unterscheidet sich der Campbell-Hamster in der Haltung jedoch kaum vom Dsungarischen Zwerghamster.