Jeder kennt wohl Situationen, in denen man einfach nicht nein sagen kann. Die Konsequenzen sind meist nicht sofort ersichtlich und werden uns erst im Nachhinein klar. Drohungen wie „Ich setze die Tiere aus, wenn sie keiner nimmt!“ oder „Ich gebe sie als Schlangenfutter ab!“ zwingen zu einer schnellen und meist unüberlegten Handlung. Lass dich von diesen Drohungen nicht unter Druck setzen. Das Aussetzen von Heimiteren ist illegal und kann böse Konsequenzen nach sich ziehen. Ob die Drohungen auch wahr gemacht werden, ist meist eine ganz andere Geschichte. Immer häufiger erreichen uns verzweifelte Hilfegesuche, weil die aufgenommenen Notfellchen plötzlich doch mehr Aufwand bedeuten, mehr Platz erforderlich ist oder höhere Kosten verursacht werden, als gedacht. Die gerade erst aufgenommenen Tiere müssen so schnell wie möglich wieder weg und der Notfall bleibt ein Notfall.
Diese Situation ist weder für die Tiere, noch für dich schön. So weit muss es auch gar nicht kommen. Auch, wenn die Tiere natürlich dringend Hilfe brauchen, ist es völlig in Ordnung, wenn du nein sagst. Du trägst keine Verantwortung für die Tiere anderer Leute. Lässt du dich jedoch überreden, die Tiere aufzunehmen, hast du die volle Verantwortung für sie. Dann liegt es in deiner Hand, ihnen gerecht zu werden und die gegebenenfalls imensen Kosten, die sie verursachen, zu tragen. Sei dir bewusst darüber, was die Aufnahme von Notfellchen für dich bedeutet:
- Es ist ein separater Quarantänebereich nötig, damit sich Parasiten oder Krankheitserreger nicht verbreiten und du oder deine anderen Tiere nicht angesteckt werden können.
- Notfellchen befinden sich meist in schlechtem gesundheitlichen Zustand. Ein Check-Up beim Tierarzt und ggf. weitere Behandlungen sind nötig. Dadurch entstehen Kosten, die schnell in den dreistelligen Bereich gehen.
- Nicht selten sind die Weibchen aus solchen Notfällen bereits schwanger. Du brauchst also ein weiteres Gehege, um die Jungtiere nach Geschlechtern zu trennen. Je nach Tierart ist ein männliches Tier als Erzieher für die kleinen Jungs nötig und sie müssen kastriert werden, was auch wieder eine Menge Kosten verursacht.
- Die Vermittlung kann sich manchmal über Wochen und Monate hinziehen. In dieser Zeit sollten die Tiere bei dir möglichst artgerecht untergebracht sein.
Mache dir vorher Gedanken darüber, ob du diese Konsequenzen tragen kannst und willst. Niemand macht dir Vorwürfe, wenn du die Tiere nicht bei dir aufnehmen kannst. Stattdessen könntest du den Kontakt zu Vereinen oder anderen Tierschutzorganisationen herstellen und den Tieren so indirekt helfen.
Bedenke, dass es auch ordentlich schief gehen kann, wenn du die Tiere mit dem Gedanken aufnimmst, sie schnellstmöglichst in eine Pflegestelle oder ähnliches weiterzugeben. Oft sind die Pflegestellen überfüllt, es gibt weder räumliche noch finanzielle Kapazitäten. Hast du die Tiere erst aufgenommen, übernimmst du auch die volle Verantwortung für sie. Dann liegt es in deiner Hand, für ihr Wohlergehen zu sorgen und das kann nicht warten! Sind die Tiere krank, brauchen sie schnellstmöglich tierärztliche Versorgung. Sind die Weibchen bereits trächtig, sollten sie absolute Ruhe bekommen, ein Umzug kurz vor oder nach der Geburt sollte unbedingt vermieden werden. Je mehr Zeit verstreicht, desto schwieriger wird es für uns Pflegestellen, den Tieren zu helfen.
Lass dich also nicht in eine solche Situation bringen. Nein zu sagen ist dein gutes Recht und absolut keine Notwendigkeit für ein schlechtes Gewissen! Schließlich sollst du nicht der nächste sein, der verzweifelt Hilfe sucht, weil er mit den Tieren überfordert ist.