Liebe Freunde des Nagerschutz e.V.,
vielleicht hat der ein oder andere den Beitrag im Sat 1 Frühstücksfernsehen am 01. Juni 2016 gesehen, in dem der Züchter Mario Jensen seine Deutsche Riesin Lotti vorgestellt hat. Hauptthema war, wie er die Kaninchendame in „Hypnose“ versetzt, damit ihr die Krallen geschnitten werden können.
Wir als Nagerschutz e.V. können weder die Handhabung der angeblichen Hypnose, die unserer Meinung nach nichts anderes darstellt, als die Schockstarre des armen Tieres, noch die Unterbringung der Tiere für gutheißen.
Wir haben uns entschieden, unser Statement gegenüber Sat 1 mitzuteilen. Dieses möchten wir Euch natürlich nicht vorenthalten.
Wer ebenfalls an Sat 1 schreiben möchte, kann gerne unsere Vorlage nutzen. Hier der Link, der Euch zu dem Schreiben führt:
Hier unser Schreiben an Sat 1:
Sat 1 Frühstücksfernsehen, Sendung vom 01. Juni 2016
Beitrag über die Deutsche Riesin Lotti
Sehr geehrte Damen und Herren,
als Tierschutzverein, der sich für das Wohl von Nagetieren und Kaninchen und dem artgerechten Umgang mit ihnen einsetzt, verfolgen wir natürlich sämtliche Beiträge rund um diese Tiere in den Medien mit großem Interesse. So auch Ihren Beitrag über die Deutsche Riesin Lotti im Sat 1 Frühstücksfernsehen am 01. Juni 2016.
Mit Befremden mussten wir feststellen, dass in einem Format wie dem Frühstücksfernsehen ein, aus der Sicht des Tierwohls, inhaltlich bedenklicher Beitrag gezeigt wird.
Folgendes müssen wir als Verein hier anmerken:
1. Kaninchen sind Fluchttiere. Für sie ist es völlig unnatürlich, sich auf den Rücken zu legen, da es absolut ihrem natürlichen Instinkt widerspricht.
Bei dem Verhalten, welches das Kaninchen Lotti gezeigt hat, als es auf den Rücken gelegt wurde, dürfte es sich nicht um ein entspanntes Liegen unter Hypnose handeln. Vielmehr ist das Tier in eine Schockstarre gefallen. Dem Tier ist also unserer Meinung nach kein Gefallen getan worden, weil man es in Hypnose versetzt hat, sondern dem Tier ist extremer Stress zugefügt worden.
2. In dem Video sind die Stallungen des Kaninchenzüchters Mario Jensen zu sehen. Diese entsprechen in keiner Weise einer artgerechten Unterbringung der Tiere und sind für die Tiere eine Qual. Es fehlt an Auslauf, vernünftigem Tageslicht und es ist anzuzweifeln, ob die Tiere einen Artgenossen haben. Kaninchen sind sehr soziale Tiere und benötigen zwingend einen Partner, um sich wohlzufühlen. Die Fläche, die den Tieren in den Käfigen zur Verfügung steht, ist viel zu klein. Wir als Verein empfehlen für 2 Kaninchen eine Grundfläche von mindestens 8qm und für weitere Tiere entsprechend mehr Platz. In einen Käfig gehören Kaninchen in keinem Fall. Dem Zuschauer könnte aber vermittelt werden, dass solch eine Unterbringung absolut in Ordnung und im Sinne der Tiere ist. (Selbst die im Zoohandel angebotenen Kaninchenkäfige, die offensichtlich um einiges größer sind als die gezeigten Boxen, sind in keiner Weise artgerecht)
3. In einer Sequenz wird ein 2 Tage altes Kaninchenbaby in die Hand genommen und dem Zuschauer gezeigt. Natürlich kommen Tierbabys beim Zuschauer gut an. Diese Tiere sind aber noch viel zu klein und sollten in den ersten Tagen absolut in Ruhe gelassen werden. Auch hier werden die Tiere ausgesetzt Stress.
4. Den Support von Züchtern, und sei es wie durch einen Beitrag in ihrer Sendung, halten wir grundsätzlich für falsch. Wie oben bereits ausgeführt, werden die Tiere in der Regel absolut unsachgemäß gehalten. Bei vielen Züchtern handelt es sich um Qualzuchten und diese Züchter profitieren ebenfalls von solch einer „Werbung“.
Des Weiteren gibt es unzählige Kaninchen in Tierheimen. Es wäre zu wünschen, wenn der Zuschauer darauf aufmerksam gemacht wird.
Alles in Allem wurde für unser Verständnis dem Zuschauer ein falsches Bild vermittelt und falsche Informationen übermittelt.
Es bleibt zu wünschen, dass zukünftig bei Beiträgen über Tiere egal welcher Art und Rasse, vorher ausreichend recherchiert wird und Informationen von Stellen eingeholt werden, die ein großes Interesse am Wohl der Tiere haben und nicht am Profit. Hier eignen sich Tierschutzvereine, Tierheime und Veterinärämter. Züchter, Zoohandlungen und sonstige Vermehrer, die mit Tieren ihr Geld verdienen, können nur in sehr seltenen Fällen als zuverlässige und kompetente Berater in Sachen Tierwohl gesehen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Nagerschutz e.V.
i.V. Tanja Zagar
Vorstand – Schriftführerin