Im Jahr 2012 wurden in Deutschland an 3.080.727 Tieren versuche gemacht. Der größte Anteil sind dabei Mäuse mit 2.243.469. Zum Vergleich: Affen: 1.686 Hunde: 2.612 Katzen: 863 (Quelle: https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/images/pdf/tierversuchszahlen_2012.pdf?
Die Farbmaus als Modellorganismus
Wer sich mit Tierversuchen auseinandersetzt, fragt sich warum gerade die Farbmaus so ein beliebtes Tier in solchen Versuchen ist?
Gerade in der Medizin und Biologie (z.B. in der Genforschung und Entwicklungsbiologieforschung) werden gerne Mäuse eingesetzt. Der Grund dafür ist, dass Mäuse schneller wachsen, als z.B. Ratten oder Kaninchen, sehr klein sind und damit günstig und platzsparend aufbewahrt bzw. gehalten werden können. Farbmäuse lassen sich günstig und schnell vermehren, dadurch dass sie bis zu 12 Jungtiere pro Wurf gebähren und meist sehr bald nach der Geburt wieder empfangen können, sind sie sehr produktiv. Zusätzlich kennt man viele Stoffwechselwege und die Gene sind fast komplett entschlüsselt.
Das ist gerade für die Forschung in der Entwicklungsbiologie und Genetik vom Vorteil, da man sehr früh sehen kann, was ein Gen oder eine Veränderung des Zellstoffwechsels in der Embryonenentwicklung tut und kann das Ergebnis zeitnah begutachten.
Ist die Maus als Modellorganismus sinnvoll?
Tierversuche mit Farbmäusen sind natürlich sehr preisgünstig, da eine Maus nur ein paar Cent kostet und in kleinen Plastikboxen gehalten werden kann. Auch die Ernährung ist nicht teuer, da es fertige Mischungen im Industriemaßstab sehr günstig gibt. Die Ergebnisse kann man natürlich sehr schnell in Augenschein nehmen, wegen der Geburtenrate von Farbmäusen. Das Problem dabei ist aber, dass Mäuse Nagetiere sind und damit teilweise gänzlich andere Stoffwechselwege haben, was gerade in der Entwicklungsbiologie sehr wichtig ist. Was mit Mäusen funktioniert, funktioniert im Menschen in den meisten Fällen nicht oder nur eingeschränkt. Man kann mit solchen Experimenten eventuell Grundlagen verstehen, es ist aber kaum wirklich ohne weitere Versuche auf den Menschen anwendbar. Auf der anderen Seite ist die Maus ein relativ „einfacher“ Organismus und ist gut erforscht, beispielsweise im Gegensatz zum Zebrabärbling oder Krallenfrosch.
Ist es moralisch richtig die Maus als Versuchstier zu benutzen?
Nur weil es ökonomisch und wissenschaftlich sinnvoll ist, Farbmäuse als Versuchstier zu halten und zu benutzen, kann es trotzdem moralisch falsch sein.
Mäuse als Versuchstiere werden in Räumen in kleinen Plastikboxen gehalten, mit einer Fläche von maximal 30 cm² um die embryonale Entwicklung und die Expression von Genen zu untersuchen werden Mäuseweibchen künstlich geschwängert und sobald der Embryo groß genug ist, mit einem Genickbruch getötet und die Embryonen herausgeschnitten. So kann man ohne Zeit zu verschwenden das Ergebnis der Forschungen begutachten.
Die Farbmäuse müssen hier oft unglaubliche Qualen erleben oder vegetieren in ihrer langweiligen Umgebung vor sich hin. Sie werden als Billigware verheizt, weil es zwar teilweise Alternativen gibt, die aber viel teurer sind. In vielen Experimenten werden die Alternativen meist nicht einmal in Erwägung gezogen, weil die Experimente halt mit Mäusen gemacht werden, es hat sich über Generationen etabliert. Dabei wird meist nicht berücksichtigt, dass Farbmäuse intelligente Tiere sind, die eine weitaus anspruchsvollere Haltung benötigen, als die die ihnen zur Verfügung gestellt wird.
Die Farbmaus ist unser Nager des Jahres 2014