Trockenfutter? – Bitte nicht!
Das im Zoohandel oder im Supermarkt erhältliche, getreidehaltige Trockenfutter für Meerschweinchen wird leider immer noch gerne gefüttert, hat jedoch nichts mit artgerechter Meerschweinchenernährung zu tun. Es enthält deutlich zu viel Energie in Form von Stärke, welche im Getreide enthalten ist, sowie weiteren Zuckern. Dies führt zu Übergewicht und Verfettung der Organe. Auf Dauer kann solches Futter die Meerschweinchen krank machen und für eine verkürzte Lebenserwartung verantwortlich sein.
So wird’s gemacht
Allgemeines zu biologischen Merkmalen von Meerschweinchen
Damit Eure Meerschweinchen ein gesundes und langes Leben führen können, ist eine gesunde, artgerechte Ernährung sehr wichtig. Um uns zu verdeutlichen, was eine artgerechte Ernährung ausmacht, führen wir uns zunächst einmal einige biologische Merkmale des Meerschweinchens vor Augen. Die Vorfahren unserer Hausmeerschweinchen stammen aus den Anden in Südamerika. Dort besteht ihre Nahrung vor Allem aus Gräsern und teilweise auch aus Kräutern. Insgesamt ist ihre Ernährung eher karg, Obst, Gemüse und Getreide stehen dort gar nicht auf dem Speiseplan.
Ein Merkmal der Meerschweinchen ist, dass sie kaum Darmperistaltik aufweisen. Dies bedeutet, dass die Muskeltätigkeit dort so schwach ist, dass die Meerschweinchen immer weiter fressen müssen, damit die Verdauung normal funktioniert. Wenn ein Meerschweinchen aufhört zu fressen, kann dies schon nach einem Tag sehr gefährlich werden, da die Verdauung dann nicht mehr richtig funktioniert und der Darminhalt anfängt zu gären. Dies führt zu schmerzhaften Blähungen.
Meerschweinchen haben als Nagetiere Zähne, die ein Leben lang wachsen. Deshalb ist es ganz wichtig, dass die Zähne ständig abgenutzt werden. Ist dies nicht der Fall, können sich schmerzhafte Zahnhaken bilden, die vom Tierarzt gekürzt werden müssen. Um für einen guten Zahnabrieb zu sorgen, sollte die Nahrung einen hohen Rohfaseranteil aufweisen.
Im Gegensatz zu einigen anderen Nagetieren kann das Meerschweinchen kein Vitamin C bilden und es auch nicht speichern. Wie auch wir Menschen, kann es einen Vitamin C-Mangel bekommen. Um diesem vorzubeugen, muss die Nahrung ausreichend Vitamin C enthalten. Von Vitamin-Tropfen ist eher abzuraten, die notwenige Menge an Vitamin C kann normalerweise auch durch eine artgerechte Ernährung zugeführt werden. Durch die Nahrung aufgenommenes Vitamin C kann vom Körper außerdem besser verwertet werden.
An diese Besonderheiten sollte eine artgerechte Meerschweinchenernährung angepasst sein.
Die Fütterung
Das absolute Grundnahrungsmittel stellt Heu dar. Es ist sehr rohfaserhaltig und trägt dadurch maßgeblich zu einer gesunden Verdauung bei. Auch für den Zahnabrieb ist es von großem Nutzen. Heu sollte für die Meerschweinchen rund um die Uhr verfügbar sein. Es sollte jedoch sichergestellt sein, dass das Heu nicht durch die Meerschweinchen verunreinigt wird, bzw. verunreinigtes Heu sollte regelmäßig gegen frisches ausgetauscht werden. Das Heu kann hierzu aus Heuraufen angeboten werden. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass das Heu grün ist und gut riecht. Gelbes, muffiges, oder schlimmstenfalls schimmeliges Heu sollte nicht gefüttert werden!
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Meerschweinchenernährung ist das Grünfutter. Dies sind frisches Gras, Wiesenkräuter und auch einige Küchenkräuter. Davon dürfen die Tiere täglich fressen so viel sie wollen. Es ist jedoch wichtig, dass die Meerschweinchen langsam an ungewohnte Nahrung gewöhnt werden, da sie ansonsten Durchfall und Blähungen bekommen können.
Außerdem sollten die Meerschweinchen täglich verschiedene Sorten Gemüse bekommen. Diese versorgen sie mit wichtigen Vitaminen und auch mit Kohlenhydraten (Energie). Wie bereits erwähnt, ist ein ausreichender Vitamin C-Gehalt der Nahrung sehr wichtig. Viel Vitamin C enthalten beispielsweise Paprika, Fenchel, Broccoli und Petersilie.
Ungeeignet sind Kohlsorten wie Weißkohl, Rotkohl und Rosenkohl, da sie blähend wirken. Auch Kopfsalat sollte nicht gegeben werden, da er sehr nitrathaltig ist. Andere Salatsorten wie Eisbergsalat oder Chicoree dürfen aber gerne gefüttert werden.
Generell ist bei der Fütterung auf eine ausgewogene Mischung zu achten. Das Futter sollte außerdem auf viele kleine Mahlzeiten pro Tag aufgeteilt werden. Das Frischfutter sollte immer abgewaschen werden, bevor es verfüttert wird.
Obst sollte aufgrund des hohen Zuckergehalts nicht täglich gegeben werden, ein kleines Stückchen darf aber zwei- bis dreimal die Woche als Leckerchen gegeben werden. Weitere geeignete Leckerchen sind getrocknetes Gemüse wie Möhre, Sellerie, rote Beete oder Erbsenflocken. Hin und wieder können auch ein paar Sonnenblumenkerne gegeben werden. Diese enthalten außerdem wertvolle Fettsäuren. Im Zoohandel erhältliche Drops, Knabberstangen und Ähnliches sind keine geeigneten Leckerchen und sollten nicht gefüttert werden.
Um den Zahnabrieb zu fördern und die Tiere zu beschäftigen, können Knabberzweige gereicht werden. Geeignet sind unter Anderem Obstbäume, Haselnuss, Birke und Linde. Die Bäume sollten auf jeden Fall unbehandelt sein.
Frisches Wasser sollte immer zur Verfügung stehen. Dabei ist ein Trinknapf geeigneter als eine Trinkflasche. Bei dem Trinken aus der Flasche muss das Tier den Kopf in einer völlig unnatürlichen Weise halten. Außerdem kann es aus der Flasche nur tropfenweise trinken und nicht in vollen Zügen. Ein Napf ist außerdem leichter zu reinigen. Wenn er auf eine Etage ohne Einstreu gestellt wird, fällt auch nicht so leicht Einstreu in den Napf.
Siehe dazu die Nagerschutz Futterliste für Meerschweinchen !
Zum Abschluss noch ein Wort zum Thema „Kotfressen“:
Meerschweinchen scheiden, zusätzlich zum normalen Kot, auch den sogenannten Blinddarmkot aus. Dieser enthält wichtige Vitamine und wird daher von den Tieren wieder gefressen. Dies ist ein ganz normales und gesundes Verhalten.
Bei Fragen könnt Ihr gern Kontakt aufnehmen.
Text: Kerstin Mittendorf & Laura Kroker, Gebrauchtschweinchen Deutschland
Mehr Infos: http://notmeeris-vermittlung.webnode.com/informationen-uber-meerschweinchen/ernahrung-von-meerschweinchen/